Es ist kein Geheimnis, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ziemlich gute Formate produzieren, wozu auch viele Dokumentationen zählen, die frei von Hitler sind. Nun ist es als Internetuser, der das lineare Fernsehen als solches kaum noch beherrscht, jedes Mal ein Drama, diese außerhalb der Ausstrahlungszeiten zu schauen. On-Demand wird hier (noch) nicht angeboten. Doch wieso sind TV und Internet immer noch so strikt voneinander getrennt? Und wäre es nicht ohnehin an der Zeit, dass man uns auch online etwas für unsere GEZ-Gebühren der letzten Jahrzehnte bietet?
„Die Leute wollen On-Demand fernsehen und das nicht nur am TV-Gerät.“ Netflix-Chef Reed Hastings, DLD 2016
Nicht erst seit Netflix und Amazon Prime wird das Konsumverhalten in Sachen Fernsehen stark vom Internet geprägt: Heutzutage empfängt man Nachrichten bereits während sie geschehen über Periscope und Snapchat, wovon auch die ARD und das ZDF Gebrauch machen, um live zu berichten. Wer mehr als nur ein Statement aus der Bundespresse-konferenz erfahren möchte, sucht sich auf YouTube das entsprechende Video raus und wenn man zu The Big Bang Theory einschlafen möchte, klickt man Netflix an. Wir sind es gewohnt, immer und zu jeder Zeit das zu bekommen, was uns interessiert. Und wir wollen mehr.
Wir sind jung und brauchen den Stream!
In einem Interview mit dem BR fordert Tilo Jung daher ein öffentlich-rechtliches Netflix, da »die Produktionen von ARD & ZDF der letzten 60 Jahre eh uns allen« gehören und findet, dass »das Archiv riesig und eine zentrale Mediathek aller Öffi-Sender überfällig« sei. Inwiefern uns diese Inhalte tatsächlich gehören, ist eine andere Frage. Aber Fakt ist: Tilo hat Recht. Diese Zeit, in der man zwischen Streaming und dem Fernsehprogramm wählen muss, neigt sich dem Ende zu.
Stirbt lineares Fernsehen aus?
Nicht heute. Es gibt ein breites Publikum, das auf seine Gewohnheiten zu den jeweiligen Uhrzeiten angewiesen ist und genau darin das Fernsehvergnügen sieht. Doch wäre es jetzt nicht an der Zeit all jenen, die ihre Gewohnheiten auf Streaming umgestellt haben, denselben qualitativen Content zu bieten?
Ich hab verlernt, mir TV-Sendetermine zu merken und mein Leben danach auszurichten. Ich will Vorhandenes sehen können, wann ich will.
— Johnny Haeusler (@spreeblick) January 24, 2016
Ich wage die kühne Behauptung, dass die eine oder andere gut ausgestattete Mediathek mich schon des Öfteren davor hätte bewahren können, nächtliche Trasherfahrungen zu sammeln. Und Eigenproduktionen, hitlerischen Ausmaßes ausgenommen, werden nie langweilig. Wieso die 60 Jahre selbst produziertes Material made in Germany nicht total crazy ins Internet stellen, eine fancy Schleife drumbinden und sie ganz awesome der Allgemeinheit überlassen?