Künstliche Intelligenz soll vor allem eines: Uns das Leben leichter machen. Neben dem Einsatz im Einzelhandel, in der Medizin oder auch in der Bildung, kann KI die Finanzbehörden unterstützen. Im Bundesland Hessen setzt man neuerdings auf künstliche Intelligenz, um Steuersünder zu überführen. Um im Papierchaos einen Überblick zu behalten, werden mit Hilfe von Deep Learning auffällige Steuererklärungen erkannt.
„Sämtliche Ermittlungsbehörden, und im besonderen Maße die Steuerfahndungsstellen der Finanzbehörden, werden in ihrer täglichen Arbeit seit Jahren mit einer zunehmenden Flut von elektronischen Datenmengen konfrontiert.“ Moritz Josten, Sprecher des hessischen Finanzministeriums
Unter dem Papierkram befinden sich auch die Panama Papers, mit denen sich die Steuerfahndungsstelle im Finanzamt Kassel und das Bundeskriminalamt beschäftigen, denn die Finanzdokumente einer panamaischen Anwaltskanzlei enthalten Informationen über Geschäfte mit Briefkastenfirmen.
Die Panama Papers gelangten im April 2016 an die Öffentlichkeit und belegten legale Strategien der Steuervermeidung, sowie Steuer- und Geldwäschedelikte. Nach der Enthüllungen wurden in zahlreichen Ländern Ermittlungen gegen Politiker und andere Prominente durchgeführt und plötzlich wurde viel über Steuerschlupflöcher, Briefkastenfirmen und Steuerdelikte diskutiert. Es führte auch zu Durchsuchungen bei der Deutschen Bank, die ihren Hauptsitz in Frankfurt hat.
Dass zum Durchsehen nun eine künstliche Intelligenz eingesetzt wird, ist an sich nicht verwunderlich. Immerhin handelt es sich bei den Panama Papers um rund 11,5 Millionen E-Mails, Briefe, Faxnachrichten, Gründungsurkunden, Kreditverträge, Rechnungen und Bankauszüge aus den Jahren 1977 bis 2016. Die KI soll anhand der bereits zusammengetragenen Ergebnisse lernen, wann ein Steuerdelikt vorliegt. Der Computer wertet im Prinzip also nur Zahlen aus, die steuer- und steuerstrafrechtlich relevant sind.
So kann mit Hilfe von Deep Learning schnell auch der höchste Papierberg aufgearbeitet werden. Die KI soll aber auch Namen identifizieren und so Querbezüge zwischen Dokumenten herstellen können. Werden zwei Personen oft zusammengenannt, sind das auch relevante Ergebnisse, die es aufzuzeichnen gilt. Ein System kann aber auch lernen, wie eine Steuererklärung normalerweise aussieht und große Abweichungen melden.
Woher das eingesetzte KI-Programm kommt, verrät das hessische Finanzministerium nicht, räumt aber ein, dass ein Computer natürlich auch nicht unfehlbar ist. Gerade, wenn er von Auswertungen aus Menschenhand lernt. In erster Linie dient der Einsatz von KI bei Steuererklärungen also dazu, eine objektive zweite Meinung einzuholen.
via: Golem