Meistens, wenn ich mitbekomme, wie etwas mit der vorangestellten Vokabel „Kult“ beworben oder angepriesen wird, zucke ich ein wenig zusammen. Es gibt so unendlich viele vermeintliche Kult-Produkte, Kult-Sänger und sonst noch was, dass es schon lange nicht mehr feierlich ist. Unnötig zu erwähnen, dass dieses Prädikat in den meisten Fällen nicht wirklich angemessen erscheint.
Wenn man aber die Vespa als Kult-Roller bezeichnet, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Allerwenigsten widersprechen würden. Bereits 1946 kam die Ur-Vespa in den Handel und sehr schnell fanden sich nicht nur in Italien viele Anhänger dieses formschönen Rollers. Jahrzehntelang verkaufte sich die Karre wie geschnitten Brot und damit das so bleibt, kündigte der Hersteller Piaggio bereits 2016 auf der EICMA in Mailand — der weltweit größten Motorrad-Messe — an, dass es die Vespa künftig auch mit elektrischem Antrieb geben würde.
2017 präzisierte man die Ankündigung und war damals noch der Überzeugung, im Frühjahr 2018 durchstarten zu können. Diesen Zeitplan konnte Piaggio allerdings nicht einhalten. Jetzt allerdings haben die Italiener in einer Pressemitteilung verkündet, dass im September mit der Produktion begonnen wird. Produziert wird im Werk Pontedera in der Provinz Pisa — genau da, wo vor über 70 Jahren die allererste Vespa vom Band lief.
Ab Anfang Oktober wird es dann möglich sein, die Vespa Elettrica, die sich ans Modell Primavera anlehnt, online vorzubestellen. Der E-Roller wird laut der aktuellen Planung ab Ende Oktober schrittweise auf den Markt gebracht, im November zur EICMA 2018 soll die Vermarktungs-Welle dann mit voller Kraft laufen. Der Vertrieb beginnt in Europa und wird dann ab Anfang 2019 auf die USA und Asien ausgedehnt. Preislich soll sich der Roller nahtlos ins High-End-Segment von Piaggio einfügen.
Das bedeutet, dass sich Interessenten darauf einstellen, im Bereich von etwa 4 000 Euro zuschlagen zu können, sobald die Vespa Elettrica bestellbar ist. Bei der Konkurrenz, die teilweise schon länger mit eigenen E-Rollern am Markt ist, könnt ihr mitunter deutlich günstiger fündig werden. Das wiederum dürfte den traditionellen Zweiradhersteller Piaggio aber vermutlich herzlich wenig interessieren. Apple hat uns gelehrt, dass man weder der erste noch der günstigste Anbieter in einer Produktsparte sein muss und dennoch den Markt umkrempeln kann.
Piaggio sprach schon vorher davon, dass es sowohl die rein elektrische Version mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern gäbe, als auch eine Hybrid-Variante, die es dann auf bis zu 200 km Reichweite bringen soll. Das Laden des Akkus soll vier Stunden dauern. Klassische 50cc-Roller hängt der elektrische Roller laut Piaggio ab, was die Leistung angeht, vor allem bei der Beschleunigung soll die Vespa Elettrica die Nase vorn haben.
Der Lenker bietet genügend Platz, so dass dort ein Display untergebracht werden kann und es wird dank entsprechender App auch möglich sein, den Roller via Bluetooth mit dem Smartphone zu verbinden. Auch hier will Piaggio also zeigen, dass die Vespa selbst mit über 70 Jahren auf dem Buckel noch lange nicht zum alten Eisen gehört und man mit Innovationen diesem Klassiker immer wieder neues Leben einhauchen kann.
Quelle: Piaggio via Futurezone.at