In vielen Open-Source-Projekten steckt oft sehr viel Herzblut. Ihre Entwickler arbeiten für eine Community oder für die Allgemeinheit. In den seltensten Fällen wird ihre Arbeit aber ordentlich bezahlt. Folglich kann in die Entwicklung dieser Projekte oft nur begrenzt viel Zeit investiert werden. Heraus kommen Projekte, die kein beeindruckendes Interface besitzen oder nach einiger Zeit essentielle Updates nicht bekommen und sozusagen zum Verstauben verdammt sind.
Ein Open-Source-Projekt namens Posthog zeigt dabei auf, wie es versucht, genau das zu verhindern. Das Projekt konnte in Finanzierungsrunden insgesamt 3 Millionen Dollar einsammeln, um sich zu finanzieren. In ihrem Blog Post erklären die Gründer, wie sie das geschafft haben und wie sie weiterhin vorgehen möchten.
Posthog ist ein Tool für die UX-Analyse von Websites. Es konkurriert damit mit Software wie Google Analytics oder Heap. Einen Use-Case hat das Tool alleine deshalb, da Google Analytics als Big-Data-Unternehmen vielen ein Dorn im Auge ist und es rechtlich für Schwierigkeiten sorgen kann, wenn User nicht ausdrücklich aufgeklärt werden, dass ihre Daten auf US-Servern von Google gesammelt werden. Das Problem ist natürlich einfacher zu händeln, wenn Unternehmen oder auch Privatpersonen Daten auf eigenen bzw. europäischen Servern speichern können, die mit der DSGVO konform sind.
Die Gründer von Posthog haben das Glück, dass ihr Produkt sowohl private als auch wirtschaftlich agierende Projekte interessiert. In seinem Post erklärt das Team, dass es sich dazu entschieden hat, mit Wagniskapital-Investoren bzw. VCs zusammenzuarbeiten und eine Firma zu gründen. Das hätte dem Projekt, das im August 2019 gegründet wurde, enorme Professionalität und direktes und ehrliches Feedback verschafft. So konnte die Firma das beste aus den beiden Welten Open-Source und SaaS (Software-as-a-Serice) vereinen.
So wollen Unternehmen natürlich am besten keinem Lock-In-Risiko ausgesetzt sein, Ein Lock-In beschreibt die Gefahr, dass ein User (in dem Fall ein Unternehmen) nach einiger Benutzungszeit nicht mehr ohne Weiteres auf andere Software umsteigen kann. Das kann zu Kostenerhöhungen, Downgrades und allerlei anderen ungewünschten Veränderungen führen.
Bei einem Open-Source-Projekt ist diese Gefahr viel geringer, da der Code für jeden einsehbar und veränderbar ist. Somit kann jederzeit die Software für den Eigengebrauch angepasst bzw. geforkt werden. Gleichzeitig haben viele Unternehmen aber auch das Bedürfnis, eine Software mit möglichst wenig zeitlichem, technischem und rechtlichem Aufwand wie möglich zu betreiben. An dieser Stelle haben Open-Source-Projekte die Möglichkeit, ihre Software dennoch als Service (SaaS) zu verkaufen und dennoch ein regelmäßiges Einkommen zu erarbeiten. Im Idealfall gelingt so der Sprung zum anhaltenden Erfolg, der dann auch die Weiterentwicklung des Projekts finanziert. Für alle Beteiligten wäre dies dann eine Win-Win-Win Situation.
In der Finanzierungsrunde, die von Januar bis März diesen Jahres lief, konnten die Gründer VCs davon überzeugen, dass Idee und Umsetzung 3 Millionen Dollar wert sind. Geholfen hat dabei das berühmte Gründungszentrum YCombinator, das Gründer miteinander und mit Investoren vernetzt. Auch Deutschland hat mittlerweile etliche solcher Gründungszentren.
Im Post spielen die Gründer des Projekts auch noch einige andere Finanzierungsmöglichkeiten durch und erklären, wie sie trotz Fremdfinanzierung gleichzeitig versuchen, autonom zu bleiben und an ihre Community zu denken. Dabei ist die Entwicklungsphase und der Erfolg des Projektes noch lange nicht gesichert.
Ein Projekt, das ich aus persönlichem Interesse sehr interessant finde und von dem ich bei Gelegenheit einmal wieder berichten werde.