Die digitale Transformation hat nun auch die Polizei erreicht. In Österreich möchte man nun nämlich Algorithmen zur Vorhersage von Verbrechen nutzen, um dementsprechend Einsatzkräfte zu verteilen. Das Ganze nennt sich “Predictive Policing” und in Österreich gibt es dafür ein sechsköpfiges Team, bestehend aus einem Psychologen und Soziologen und seinen Mitarbeitern, wie Kartografen und Kriminologen.
In den USA ist die Methode der “vorhersagebasierten Polizeiarbeit” übrigens Gang und Gebe. Bei diesem Vorgehen geht ein Algorithmus durch die Falldaten in der Datenbank und analysiert diese. So soll das Programm Schlüsse über das zukünftige Verhalten von Kriminellen ziehen und Ermittlungen vorantreiben. Dann könnten Polizeibeamte eben auch entsprechend auf gefährdete Orte verteilt werden.
In der Polizeidatenbank befinden sich zurzeit nur eigens aufgezeichnete Informationen über Straftaten und ihre Täter. Ab 2019 soll sie jedoch noch um Daten aus öffentlichen Quellen erweitert werden. Da könnten dann auch Informationen über das Einkommen nach Wohnort nach der Statistik Austria drunterfallen.
Predictive Policing unterteilt sich ein unterschiedliche Punkte. Da ist zum Einen die Ermittlung eines Kriminalitätsstandorts. Orte also, an denen Straftaten aufeinanderfolgend passiert sind, werden farblich hervorgehoben, sodass man quasi Brennpunkte ausfindig machen kann. Das ist aber auch nicht bei jeder Straftat sinnvoll. Denn zum Beispiel Morde folgen im Regelfall keinem bestimmten Muster. Aber mit Taschendiebstählen lässt sich das gut durchführen.
Als nächstes folgt die Near-Repeat-Analyse, die bedeutet, dass Täter in der Nähe der ursprünglichen Tat noch einmal zuschlagen werden. Das kann man bei Einbrüchen in der Dämmerung gut beobachten. Im Winter wird es früher dunkel, also schlagen Einbrecher vermehrt zu, wenn das Opfer noch auf der Arbeit ist. Um dies vorhersagen zu können, erfassen die Kriminalanalytiker den räumlich-zeitlichen Bezug und ermitteln geografische Barrieren wie etwa Flüsse, die Einbrechern die Tat erschweren würden. Auf diese Weise könne berechnet werden, wo am wahrscheinlichsten wieder zugeschlagen wird.
Dabei geht es vor allem um Profi- und keine Gelegenheitstäter, denn hier nimmt man an, dass sie berechenbarer sind. Somit ist das Ziel der Predictive Policing Methode eher, die Bandenkriminalität einzudämmen, die ja öfter und gezielter zuschlagen. Was auf den ersten Blick wie eine schöne Vorgehensweise gegen Kriminalität aller Art klingt, lässt Kritiker aufhorchen. Für sie ist das nur datenbasierter Humbug.
„Fährt die Polizei zu einem mutmaßlichen zukünftigen Tatort, wo dann nichts passiert, ist nicht feststellbar, ob die Vorhersage falsch war oder die Anwesenheit der Polizei die Tat verhindert hat. Da die Wirkung nicht überprüfbar ist, kann auch nicht festgestellt werden, ob die finanziellen Mittel für Entwicklung und Betrieb solcher Systeme sinnvoll eingesetzt sind.” Angelika Adensamer, Juristin von epicenter.works
via: derstandard