Mesut Özil ist ein begnadeter Fußballer, der seine Profikarriere bei Schalke 04 startete (wo er vorher sogar in der A-Jugend Deutscher Meister wurde – welcher Schalker schafft das schon?), über Bremen dann zu Real Madrid kam, später dann zu Arsenal London wechselte und vor allem bei den beiden Stationen in Spanien und England massig Titel sammelte. In der Deutschen Nationalmannschaft wurde er schnell unersetzlich und war auch Teil des Teams, das 2014 den Weltmeister-Titel holte.
Unfassbare Vita eigentlich, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir uns nach seiner aktiven Zeit als Fußballer weniger an seine sportlichen Erfolge erinnern werden und mehr an das, was jenseits des Platzes geschah. Da sind in erster Linie natürlich die Vorfälle um das legendäre Erdogan-Foto, weiter der Vorwurf des Steuerbetrugs und jetzt zuletzt geht es um Äußerungen, die er auf Twitter zu den Uiguren in China machte.
#HayırlıCumalarDoğuTürkistan 🙏🏼 pic.twitter.com/dJgeK4KSIk
— Mesut Özil (@MesutOzil1088) December 13, 2019
Er klagt die Zustände in China an, wo die Uiguren, eine muslimische Minderheit, unbestätigten Berichten zufolge in der Ausübung ihrer Religion gehindert werden, was bis zur Kasernierung in Umerziehungslagern reichen soll.
Logisch, dass man darüber in China “not amused” ist, was der Wahl-Londoner da rausgehauen hat. Er nimmt sich auch die muslimische Glaubensgemeinschaft vor, weil man zu diesen Vorfällen in China nicht schweigen dürfe. Möglich also, dass sein Buddy Erdogan auch nicht so richtig begeistert ist von dem, was Mesut Özil da derzeit von sich gibt.
Konsequenzen hat das Gesagte aber erst einmal nur in China: Ein Spiel seines Clubs wurde bereits aus dem chinesischen TV verbannt aufgrund dieser Aussagen des ehemaligen Nationalspielers. Jetzt gibt es die nächste Konsequenz und die betrifft mit Pro Evolution Soccer eine der angesagtesten Fußball-Simulationen des Planeten.
Dort wird man künftig nämlich zumindest in China auf das Ausnahmetalent aus Gelsenkirchen verzichten müssen. NetBase, das chinesische Unternehmen, welches das japanische Spiel von Konami in China vertreibt, macht da jetzt knallhart Nägel mit Köpfen und verbannt Mesut Özil aus dem Spiel. Begründung: Seine “extremen Aussagen über China”.
Sein ehemaliger Trainer Arsène Wenger pflichtet Özil bei, schließlich solle man seine Bekanntheit ruhig dazu nutzen, auf Missstände hinzuweisen. Bei Arsenal selbst ist man jedoch alles andere als glücklich — klar, es geht um sehr viel Kohle und wie sagt Micky Beisenherz in seiner Stern-Kolumne ganz richtig:
Spätestens, wenn es ans Geld geht, bleibt für die Moral bestenfalls ein Platz auf der Reservebank. Klar, wir wollen mündige Spieler, Persönlichkeiten, Typen mit Haltung. Die Haltung darf halt nur nicht mit unseren geschäftlichen Interessen kollidieren. Dann doch lieber Fresse halten und artig flanken. Micky Beisenherz
Arsenal hat sich auch unmittelbar nach den Aussagen von Özils Statement distanziert — man ist ja schließlich unpolitisch. Okay, auch so eine Ansage eines Profi-Clubs ist ein politisches Statement und ein fatales Signal meines Erachtens noch dazu. Dagegne ist die Verbannung aus einem Fußball-Computer-Spiel vermutlich eher noch zu verschmerzen, oder?
Quelle: Süddeutsche