Eine richtig dicke Spende hat Google hier angekündigt: Über die eigene Woltätigkeitsorganisation sollen in den nächsten sechs Monaten 25.000 Chromebooks im Wert von knapp 4,9 Millionen Euro an Asylbewerber in Deutschland verteilt werden. Das läuft unter dem Namen Reconnect und ist eine Kooperation von Google.org mit NetHope. Letztere sollen auch die Verteilung der Chromebooks organisieren.
Mit Hilfe der Chromebooks soll es den Asylbewerbern ermöglicht werden die deutsche Sprache zu lernen, sich über Deutschland zu informieren, eine Ausbildung zu beginnen oder auch fortzusetzen und später, nachdem ihr Verfahren positiv abgeschlossne wurde, eben auch Arbeit zu finden. Tatsächlich füllt das Projekt hier eine Lücke, die teilweise noch besteht. Zwar gibt es neben vielen und in vielen Freifunk-Projekten auch die Bemühungen neben einem Internetzugang auch entsprechende Rechner bereit zu stellen, das gestaltet sich aber nicht immer ganz einfach – das weiß ich aus eigener Erfahrung – und bei den Spenden handelt es sich auch oft eben um ausrangierte Rechner, die nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind. Ein aktuelles Chromebook ist das – einen Internetzugang vorausgesetzt – sicher die bessere Wahl, als ein in die Jahre gekommener PC.
Um Chromebooks bewerben dürfen sich alle gemeinnützigen Organisationen, die in Deutschland mit Flüchtlingen arbeiten. Wobei hier aber konkrete Ideen und Vorschläge erwartet werden, eine Bewerbung ohne konkrete Projektidee ist also wohl aussichtslos.
Bevorzugt werden Bewerbungen von Organisationen, die aufzeigen, wie sie mit Chromebooks und Internet Flüchtlingen helfen und wichtige Ressourcen und Programme zugänglich machen können. Project Reconnect
Bis zum 8. Februar haben Vereine die Möglichkeit für die erste Projektphase gegenüber NetHope per Mail zu erklären, dass sie Interesse an der Teilnahme am Project Reconnect haben. Ab dem 1. März werden dann die ersten Chromebooks verteilt. Der Bewerbungsschluss für die zweite Projektphase ist der 8. März 2016. In der ausführlichen Ausschreibung erfährt man dann noch, dass es pro Verein bis zu 5.000 Chromebooks geben kann, dadurch will man wohl vermeiden, dass sich jeder Ortsverein von bundesweit tätigen Vereinen einzeln um ein oder zwei Chromebooks bewirbt.
Wie so ein Projekt vor Ort aussehen kann hat Google heute in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Wilmersdorf gezeigt. Dort gibt es zwei Räume, in denen 20 Chromebooks täglich von 10 bis 20 Uhr zur Benutzung bereit stehen. Dabei werden die Rechner in zwei Modi betrieben, die vom Betreiber jeweils gewählt werden. In einem „Internetcafé-Modus“ kann frei alles angesurft werden, „was den Jugendschutzfilter passiert“, während im Kiosk-Modus eine Seite fest vorgegeben werden kann.
Auf der Projektwebsite werden weitere Vorschläge gemacht, wie die Chromebooks konkret genutzt werden können:
- Sprachkurse, bei denen der Kiosk-Modus einen Wechsel aus dem Unterrichtsmaterial hinaus verhindert,
- ein fest installiertes Chromebook kann als Infopunkt dienen, an dem sich die Bewohner einer Einrichtung Infos aus dem Netz ziehen können,
- im Kiosk-Modus können Angebote für Kinder ausgewählt und bereit gestellt werden,
- die Nutzung für Bildungsangebote und
- natürlich als Ausstattung für ein Internetcafé in einer Einrichtung, um es den Flüchtlingen zu ermöglichen sich frei im Netz zu bewegen, zu informieren und zu kommunizieren.
Dieses Projekt wäre natürlich auch eine gute Gelegenheit, die Inhalte der App Ankommen auch per Web verfügbar zu machen, damit es auch auf den Chromebooks genutzt werden kann.
Und obwohl es sich hier um die wahrscheinlich größte Einzelspende für die Arbeit mit und für Flüchtlinge handeln dürfte, ist es im Vergleich zum Umsatz von Google eher eine Kleinigkeit, wie man bei Spiegel Online erfährt: Der Wert von 5,3 Millionen US-Dollar der Chromebooks wird dort dem Tagesumsatz von etwa 180 Millionen US-Dollar täglich im Jahr 2014 gegenüber gestellt.
Und nun dürfen wir uns wieder auf die vielen Kommentare der armen und zu kurz gekommenen Doitschen ohne Empathie freuen, die sich in den Kommentarbereichen im Netz – leider wohl auch wieder hier – darüber auslassen werden, dass den Flüchtlingen alles durch den Enddarmverschluss eingeführt würde und die sich fragen, wer ihnen denn nun ein Chromebook schenken würde… Und für diese Vorhersage muss man angesichts des Klimas in diesem Land inzwischen garantiert kein Hellseher mehr sein.
Lesenwert: Hetze gegen Flüchtlinge: Facebook, mach was!