Normalerweise ist es mir keinen Beitrag wert, wenn eine Website ihren RSS-Feed einstellt. Wenn es aber um eine der größten Nachrichtenagenturen der Welt geht, sieht das ganze anders aus. Reuters RSS-Feed-Seite scheint schon seit gestern nicht mehr aktiv zu sein. Eine offizielle Stellungnahme gab es nicht.
Seit einigen Jahren nutzte ich den RSS-Feed von Reuters immer wieder mal. Es kam in der Vergangenheit schon oft vor, dass der Feed für ein paar Stunden nicht mehr zugänglich war. Normalerweise ticken bei Reuters über das ganze Jahr und rund um die Uhr neue Meldungen rein. Da es nun schon seit über 48 Stunden keinen neuen Feed gab, fällt dieser Vorfall definitiv aus der Reihe und ich halte es für möglich, dass Reuters sich einfach still und heimlich vom RSS verabschiedet hat. Genau das würde ironischerweise auch zum RSS passen, der in der schnelllebigen Medien-Welt still, heimlich und bescheiden funktioniert.
Der Tod des RSS-Feeds wird im Internet immer wieder mal beklagt und die Notwendigkeit und die Vorteile der RSS-Feeds werden immer wieder beschworen. Dabei steckt hinter der Fürsprache für RSS nicht nur Nostalgie für eine vergangene Zeit des Internets. RSS-Feeds sind die beste Möglichkeit, einen eigenen Feed aus Blogs, Magazinen, Websites, News-Portalen etc. zusammenzuschustern. Ohne Werbung und ohne Mittelsmann, der einem ungewünschte Inhalte zukommen lässt.
Für größere Nachrichtenportale überwiegen aber mittlerweile wohl die Nachteile. Denn auch AP hat die RSS-Feeds schon vor einiger Zeit abgelegt. Durch RSS-Feeds kann ein Ersteller von Inhalten keine Werbung schalten und hat auch keine Möglichkeit, direkt sein Publikum zu vergrößern. RSS-Feeds stammen noch aus einer Zeit vor Twitter, Facebook, Reddit etc. Sie haben absolut keine soziale Komponente, weshalb sie für Werbetreibende uninteressant sind. Für größere Portale wie Reuters gibt es auch ein Interesse, RSS-Feeds zugunsten der eigenen App zu vernachlässigen.
Dennoch ist die ganze Geschichte eigentlich halb so tragisch wie sie sich zunächst anhört. Wer unbedingt weiterhin RSS-Feeds von Reuters benutzen möchte, kann zum Beispiel Tools wie fetchRSS oder RSS-Bridge benutzen. Diese wandeln Twitter-Nachrichten in RSS-Feeds um. Wenn ein Feed interessiert, hilft dann jede Suchmaschine weiter.