Wir hatten hier schon darüber berichtet. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete dann kürzlich ein Gesetz, das den Verkauf von Geräten ohne vorinstallierte russische Apps verbietet.
Vor zwei Tagen gab das russische Kommunikationsministerium bekannt, dass man die landesweite Alternative zum Internet erfolgreich getestet hatte. Das sogenannte Runet ist das eigene Staatsinternet und bisher ist noch nicht ganz klar, wie dieses Netzwerk funktioniert. Das Kommunikationsministerium behauptet, dass die Nutzer während der Testphase keine Veränderungen bei ihrer typischen Web-Nutzung bemerkt hätten.

Länder wie China, Iran und Saudi-Arabien haben schon eingeschränktes Internet. Die Staaten bestimmen, worauf ihre Bürger zugreifen und wie sie im Internet miteinander kommunizieren können. Russlands Projekt folgt diesem Beispiel und lässt die Regierung Inhalte filtern.
“Leider ist die russische Entwicklungsrichtung nur ein weiterer Schritt in der zunehmenden Auflösung des Internets. Immer mehr autoritäre Länder, die kontrollieren wollen, was ihre Bürger sehen können. Der Iran und China haben das bereits getan. Das bedeutet, dass die Menschen keinen Zugang zu einem Dialog haben. Sie werden in ihrer eigenen Blase gefangen gehalten.” Prof. Alan Woodward, Informatiker an der Universität von Surrey
Runet würde ISPs und Telcos dazu bringen, das Internet innerhalb ihrer Grenzen als ein gigantisches Intranet zu konfigurieren, so wie es ein großes Unternehmen tut. Diese Art von Infrastruktur würde es sogar VPNs schwierig machen, auf blockierte Inhalte zuzugreifen. Es ist schwer zu sagen, wie erfolgreich dieser Test tatsächlich war und wie weit Russland seinem Ziel ist.
Seit fast 20 Jahren theoretisieren Technologen über ein “Splinternet”. Während einige Regierungen versucht haben, die Kommunikation ihrer Bürger und den Zugriff auf Inhalte zu kontrollieren, ist das World Wide Web Gott sei Dank noch nicht in eine Vielzahl von geschlossenen nationalen Netzen zersplittert. Aber wenn Supermächte wie China und Russland lernen, ihre Infrastruktur zu bündeln, könnten weitere Nationen ihrem Beispiel folgen und vielleicht könnte das Internet in Zukunft ganz anders aussehen.
via: engadget