In Kalifornien ist es gar nicht mal sooo ungewöhnlich, dass der Freund und Helfer auch schon mal ein Roboter sein kann. Oft ist da der K5 von Knightscope im Einsatz, der mit seinen Kameras sowohl Gesichter als auch Hunderte Autokennzeichen pro Minute erkennen kann. Sehr flott ist er nicht unterwegs und kann noch nicht mal kleine Hürden wie Bordsteine überwinden. Dafür hat er jedoch einen Notfall-Knopf, den Passanten betätigen können, falls sie bedroht werden. Über die Zentrale wird der Robo-Kollege überwacht — ganz ohne menschliches Zutun geht es also nicht. Wenn ihr euch für diese Roboter interessiert: Vera hat sie euch bereits letztes Jahr ausführlich vorgestellt.
Wieso erzähle ich euch von diesem gar nicht mehr so neuen Roboter, der u.a. durchs Silicon Valley patrouilliert? Weil es jetzt in San Francisco mächtig Ärger gab deswegen. Die Tierschutzorganisation SPCA (the Society for the Prevention of Cruelty to Animals) hat diesen Roboter nämlich ein wenig zweckentfremdet.
Here it is in action pic.twitter.com/nSBQUmKwk1
— Sam Dodge (@samueldodge) December 9, 2017
Für etwa sieben Euro pro Stunde hat man sich diesen Metall-Kameraden gemietet, damit er auf dem Bürgersteig vor dem Büro und auf den Parkplätzen der NGO gegen Obdachlose vorgeht! Der Roboter soll die Obdachlosen ausfindig machen und melden, danach geht dann das Sicherheitspersonal gegen die Menschen vor und vertreibt sie vom Gelände.
Logisch, dass es in der Bevölkerung vielfach zu Unmut kam, teilweise sogar zu Übergriffen gegen den Knightscope K5. So wurden seine Sensoren mit Barbecue-Sauce untauglich gemacht und es gab auch eine Attacke, bei der er mittels übergeworfener Plane aus dem Verkehr gezogen wurde. Aber auch die Stadt hat reagiert und den Einsatz zu diesem speziellen und unschönen Zweck untersagt.
Sollten sich die menschenfeindlichen Tierschützer nicht daran halten, droht ihnen pro Tag eine Strafe von 1 000 US-Dollar! Unmut gibt es darüber hinaus auch deswegen, weil die Miete mit lediglich sieben US-Dollar noch drei Dollar unterhalb des kalifornischen Mindestlohns liegt.
Fairerweise muss man auch den Standpunkt der Tierschutzorganisation schildern: Wie Jennifer Scarlett, Chefin der Filiale der Organisation in San Francisco, erklärt, konnte man zuletzt vor lauter Zelten von Obdachlosen und herumliegenden Spritzen von Drogensüchtigen den Bürgersteig nicht mehr wirklich nutzen konnte.
Seit dem Einsatz des Roboters gäbe es zudem keine solchen Schlaflager mehr und auch die Zahl der Einbrüche in die Autos auf dem eigenen Parkplatz wäre seitdem zurückgegangen. Ob das wirklich zusammenhängt, ist natürlich nicht sicher, aber zumindest anzunehmen.
Mir fällt immer häufiger auf, dass gerade sehr engagierte Tierschützer sich verstärkt als Menschenfeinde entpuppen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass man angesichts von Tierquälereien den Respekt vor dem Menschen verliert. Andererseits beobachtet man das aber auch in den sozialen Medien, dass sich die selben Leute, die sich auch noch um den letzten rumänischen Straßenhund kümmern, zynisch schmunzelnd das Absaufen von Flüchtlingen im Mittelmeer kommentieren.
Da verwundert es dann auch gar nicht mehr, dass eine Tierschutz-NGO mit Robotern gegen obdachlose Menschen vorgeht und der Gipfel des Zynismus ist dann erreicht, wenn man auf den Roboter Aufkleber von süßen Kätzchen und Hunden anbringt. Ich wette, dass man für die Obdachlosen einen adäquaten Schlafplatz finden könnte und dennoch nicht auf diese Weise vorgeht. Hier ist dann allerdings auch die Stadt gefragt, die fraglos auch ein Problem mit dieser Vielzahl von Obdachlosen hat.
Quelle: San Francisco Business Times via Quartz