Wenn ich aktuell aus dem Fenster schaue, stelle ich fest, dass im Laufe des Tages wieder der Schnee die Überhand genommen hat. Kein Wunder, sinken die Temperaturen in diesen Tagen nachts wieder unter die null Grad-Grenze. Wenn man währenddessen geschützt in den eigenen vier Wänden ist, dann hat man damit eher kein Problem. Anders sieht es bei Obdachlosen aus, die vielerorts diese Nächte wieder auf der Straße verbringen müssen.
Zwar gibt es vielerorts Obdachlosenheime oder Bahnhofsmissionen, die Menschen tagsüber oder auch nachts aufnehmen, trotzdem ist das nicht für jeden eine Lösung. Manche trauen den Einrichtungen einfach nicht, andere besitzen ein Haustier und werden daher meist vor der Tür stehen gelassen. Was kann man also tun, um diese Menschen vor dem Kältetod zu bewahren?
Eine Lösung steht nun in Ulm. Hier wurden Anfang des Jahres mehrere Schlafkabinen in der Stadt installiert, die obdachlose Personen zum Aufenthalt nutzen können. Diese können bis zu zwei Personen aufnehmen und schützen die Insassen vor Kälte, Wind und Feuchtigkeit. Auch die Privatsphäre wird großgeschrieben, werden in oder an den Kabinen keinerlei Videokameras installiert. Das soll das Vertrauen stärken.
Städtische Mitarbeiter erfahren durch den eingebauten Türsensor, ob die Kapsel aktuell belegt oder frei ist. Ist nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht die untergebrachte Person weitergezogen, so schwärmen Mitarbeiter aus, um das kleine Haus vor Eintreffen des nächsten Gastes zu reinigen. Die nächsten Monate sollen dann zeigen, inwieweit das Projekt angenommen wird und in welchem Umfang es Menschen schützt.
Interessant ist auch eine weitere Ausstattung der Schlafkabinen. Solarpaneele sorgen für Strom und halten unter anderem ein eingebautes Funkgerät am Laufen. In Notfällen kann so der Bewohner Kontakt mit diversen Stellen aufnehmen. Die Initiatoren des sogenannten Ulmer Nest sehen die neuen Behausungen aber weiterhin nur als Alternative, nicht als Ersatz für bestehende Unterkünfte.
Eigene Meinung:
Ich persönlich finde toll, was die Ulmer hier auf die Beine gestellt haben. Gerade in der aktuellen Corona-Zeit verschwenden wir viel zu wenig Gedanken an jene, die kein echtes Zuhause haben. In unserer fortgeschrittenen Gesellschaft ist jeder Kältetod ein vermeidbarer Tod, die positiven Effekte werden also hoffentlich dazu führen, dass auch andere Städte diesen Ansatz zeitnah adaptieren.
via Independent