Möglicherweise kennt nicht jeder Shazam: Dem Dienst kann man Musik vorspielen und dann erhält man als Antwort, um welchen Song es sich dabei handelt. Das funktioniert richtig gut und auch ich habe schon dann und wann beim Netlixen mal abgefragt, was da eigentlich gerade für Musik läuft. Neben den Apps für Smartphones und Windows gibt es Shazam auch für den Mac. Und zumindest in der Mac-Version lauscht Shazam ständig, wenn es läuft. Also selbst, wenn man in den Einstellungen der App die Nutzung des Mikrofons nur für die Fälle erlaubt hat, in denen man die Erkennung ausdrücklich startet, bleibt das Mikro offen. Dieses ständige „Zuhören“ war vor zwei Jahren schon Anlass für reichlich Kritik – wirklich abgestellt wurde es aber bislang nicht.
Einzig die Übertragung der Daten an die Shazam-Server unterbleibt, wenn man das Mikro in Shazam auf „Aus“ stellt. Shazam selbst hat eine vielleicht für einige nachvollziehbare Erklärung für dieses Verhalten: Würde die App nicht ständig auf das Mikro zugreifen, dann müsste es erst beim Starten der Erkennung initialisiert werden und das würde den Start soweit verzögern, dass ein Nutzer möglicherweise den gerade laufenden Song verpasst. Für mich persönlich erscheint das eher kein Grund für dieses Verhalten zu sein, denn zum einen wird das Initialisieren des Mikros wohl nicht so lange dauern, wenn die App schon läuft, aber selbst wenn das mehrere Sekunden dauern würde, so ist das doch kein Grund, dem Nutzer nicht die Wahl zu lassen. Und sowieso ist es kein Grund, die Nutzer zu belügen.
Zwar versichert Shazam, diese weiterhin aufgenommenen Daten nicht zu verarbeiten oder zu speichern und auch Patrick Wardle, der das Thema wieder aufgegriffen hat, ist sich nicht so ganz sicher, ob das nun eine große Sache wäre oder eher nicht. Es gibt aber durchaus zwei wichtige Punkte zu beachten:
- Off heißt Off – wenn ich als User in einer Anwendung das Mikrofon auf „Aus“ stelle, dann erwarte ich, dass das Mikro abgeschaltet wird und nicht einfach die Übertragung der Aufnahmen gestoppt wird.
- Malware – es wäre mindestens theoretisch Malware denkbar, die diese Aufnahmen von der Shazam-App abgreift, ohne das Mikro selbst zu initialisieren, was möglicherweise eine entsprechende Warnung des Systems auslösen würde.
Gerade der zweite Punkt ist nicht ohne, aber trotzdem wollte Shazam das ursprünglich nicht als Fehler sehen, sondern bezeichnete es aus den bekannten Gründen als Feature. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob es sich um einen Fehler handelt oder ob es ein Feature ist, zumindest in einem Punkt hat Shazam geschlampt: Sie haben die User nicht korrekt über die Funktionsweise der App und des Off-Buttons aufgeklärt. Laut Wardle steht zumindest fest, dass Shazam die Aufnahmen in der „Off-Zeit“ nicht verarbeitet und auch nicht speichert. Shazam spioniert also nicht.
Nach einer kurzen Bedenkzeit hat sich Shazam nun aber doch entschlossen, in einem Update in den kommenden Tagen die Möglichkeit zu geben, das Mikro komplett abzuschalten – eben unter dem Preis einer längeren Startzeit. Und egal für wie klein man die Gefahr eines Schädlings hält, der sich an Shazams Mikro-Session dran hängt – es ist gut, dass die Nutzer die Wahl haben.
Übrigens: Wer an seinem Mac genau sehen will, welche Apps auf Kamera und Mikro zugreifen (wollen), der kann sich das von Patrick Wardle entwickelte Tool OverSight installieren.
via WinFuture