Der Technologiekonzern Siemens stellte im Rahmen der InnoTrans 2018, der internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik, ihre erste autonom fahrende Straßenbahn vor. Verwirklicht wurde das Forschungsprojekt gemeinsam mit der ViP, dem Verkehrsbetrieb Potsdam. Auf einem sechs Kilometer langen Teilstück des Potsdamer Tramnetzes präsentierte Siemens die Straßenbahn des „Combino“-Modells im realen Straßenverkehr.
Das Entwicklungsfahrzeug ist mit mehreren Lidar-, Radar- und Kamerasensoren ausgestattet, die das Fahrzeug und den Straßenverkehr in der Umgebung erfassen. Gleichzeitig interpretieren und bewerten komplexe Algorithmen die jeweilige Verkehrssituation. Daraus wir eine Prognose berechnet, wie sich unterschiedliche Fahrsituationen entwickeln könnten.
Einige Algorithmen interpretieren außerdem die Straßenbahnlichtsignale und lösen die erforderliche Reaktion der Tram aus. Das Fahrzeug hält natürlich auch automatisch an Haltestellen und reagiert eigenständig auf Gefahren wie kreuzende Fußgänger und Fahrzeuge.
„Diese Weltpremiere zeigt, wie wir die Mobilität der Zukunft aktiv gestalten. Unsere autonome Tram kann bereits in diesem Entwicklungsstadium die wesentlichen Fahraufgaben im realen Straßenverkehr meistern. Mit dem Kollisionswarnsystem „Siemens Tram Assistant‘, haben wir bereits Serienreife erreicht – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren. Indem wir Züge und Infrastruktur intelligent machen, können wir Verfügbarkeiten garantieren und die Sicherheit im Nah- und Fernverkehr erhöhen.“ Sabrina Soussan, CEO von Siemens Mobility
Bis die autonom fahrende Tram im realen Straßenverkehr kommerziell zum Einsatz kommt, kann es aber noch eine Weile dauern. Ziel des Entwicklungsprojekts ist es, die technologischen Herausforderungen des Fahrzeugs unter realen Einsatzbedingungen zu erfassen. Aus den Ergebnissen sollen verschiedene Lösungsansätze entwickelt werden. Man plant nun, dass das System in Zusammenarbeit mit Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie weiterentwickelt wird.
Die Pläne autonome S- und U-Bahnen zu integrieren, sind schon lange keine Zukunftsmusik mehr. In Hamburg soll die erste automatisierte S-Bahn beispielsweise bereits in drei Jahren über die Schienen rollen. Die Stadt, die Deutsche Bahn und Siemens stellen hierfür gerade die Weichen. Allerdings sind die Anforderungen für fahrerlose Straßenbahn komplex, weil die Tram auch noch mit dem Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr interagieren muss.
via: tagesspiegel