Smart Cities sollen durch eine Vielzahl an Daten und deren Analyse lebenswerter werden. Dabei tauschen sich unterschiedliche Teilsysteme aus und verwalten sich, situationsbedingt, weitgehend selbst. In Australien hat die Regierung 50 Millionen Dollar für die unterschiedlichen Projekte in diesem Bereich zur Verfügung gestellt. So sollen Projekte gefördert werden, die „die Lebensqualität, Produktivität und Nachhaltigkeit von Städten in ganz Australien verbessern“.
Ein zentraler Punkt vieler Konzepte ist die Steuerung von Temperatur und Beleuchtung. Aufgrund von Bewegungssensoren soll die Anwesenheit von Menschen erfasst und darauf reagiert werden. So ist es denkbar, dass das Raumklima nur dann reguliert wird, wenn auch Menschen anwesend sind. Die Idee lässt sich beliebig weiterdenken, bis hin zur Straßenbeleuchtung, die magisch aktiviert wird, sobald Personen den Bürgersteig betreten.
Der Begriff Smart City ist als solches aber nicht definiert. Grundlegend gibt es zwei zentrale Ideen dahinter: Die erste Idee ist eine Stadt, die einen wissensbasierten Ansatz für Wirtschaft, Verkehr, Menschen und Umwelt verfolgt. Die zweite Idee ist eine Stadt, die durch Computersensoren, Datenanalyse und andere Informations- und Kommunikationstechnologien verbunden und verwaltet wird.
Vor allem die zweite Idee bringt Hardwarehersteller in Wallungen – Konzerne wie IBM, Serco, Cisco, Microsoft, Philips und Google möchten die Städte von morgen ausrüsten. In Rio de Janeiro hat eine Partnerschaft zwischen der Stadtverwaltung und IBM ein städtisches Netzwerk von Sensoren geschaffen, das Daten von dreißig Behörden in einem einzigen zentralen Knotenpunkt zusammenführt. Hier wird es von Algorithmen und menschlichen Analysten untersucht, um die Stadtentwicklung zu modellieren, zu planen und auf unerwartete Ereignisse zu reagieren.
Grundlegende Probleme gibt es beim Design der Städte. Während Städte wie Songdo in Südkorea quasi am Reißbrett entstanden und geplant wurden, werden in Realität eher bestehende Städte umgerüstet. Ein Beispiel dafür ist Barcelona, die Stadt trägt den Ruf der intelligentesten Stadt der Welt. Neben einer Vielzahl an Sensoren zur Datengewinnung gibt es auch die passende Nutzung: Von bedarfsgerechter Verkehrsplanung, inklusive E-Mobilität, bis hin zu automatischen Bewässerungssystemen.
Alles zu schön um wahr zu sein? Ja! Cybersicherheit und Technologieethik sind wichtige Themen. Intelligente Städte stellen ein komplexes neues Feld für Regierungen, Bürger, Designer und Sicherheitsexperten dar. Die Privatisierung des bürgerlichen Raums und der öffentlichen Dienstleistungen ist ebenfalls ein versteckter, äußerst erheblicher, Kostenfaktor. Vor allem an die langfristigen Kosten muss gedacht werden – Städte machen sich so mitunter von Technologieanbietern abhängig, um Bürgern überhaupt noch ihre Services anbieten zu können.
Zusätzlich stellen immer mehr Studien die Nachhaltigkeit infrage. Smart Cities sollen in diesem Bereich, aufgrund des bedarfsgerechten Einsatzes von Ressourcen, eigentlich klare Vorteile haben. Was hier gerne vergessen wird: Die verbaute Hardware benötigt auch Energie. So sollen intelligente Städte auf ein Nullsummenspiel hinauslaufen – die gesparte Energie wird auf der anderen Seite durch den Betrieb der Infrastruktur wieder benötigt. Stichwort Nachhaltigkeit: Und wer denkt an die vielen Sensoren? Klar, Sensoren kosten nur wenige Cent und sind schnell austauschbar. Viele davon werden mit einer, nicht austauschbaren, Batterie betrieben. Intelligent und nachhaltig? Nicht wirklich!
Via phys.org