Wie läuft es denn nun mit der Digitalisierung in Deutschland? Auf diese Frage gehen wir hier auf dem Blog des öfteren ein, meistens aber mit Blick auf den Bund. Viele Weichen müssen diesbezüglich tatsächlich auf Bundesebene gestellt werden, ebenso oft liegt es aber auch an den Kommunen, wie fokussiert man die Digitalisierung vorantreiben kann.
Der IT-Branchenverband Bitkom möchte das jetzt übersichtlicher und messbarer gestalten und hat daher mit dem Smart City Index 2019 in diesem Jahr erstmals alle deutschen Städte oberhalb von 100.000 Einwohnern diesbezüglich abgeklopft.
Der Smart City Index ist das Digitalranking der deutschen Großstädte. Experten der Bitkom Research haben dafür in fünf Themenbereichen insgesamt rund 7.800 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Analysiert und bewertet wurden alle 81 Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern.
Die fünf Themenbereiche, um die sich hier alles dreht, lauten wie folgt: Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität und schließlich Gesellschaft. Diese fünf Bereiche fächern sich in 35 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 96 Parametern
bestehen. Zu diesen Parametern zählen u.a. alles “von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote für Mobilität und intelligente Mülltonnen bis zur Breitbandverfügbarkeit”.
Im Vorfeld dieser Studie wurden die Ergebnisse den Städten mitgeteilt. Diese erhielten dann die Möglichkeit, die erfassten Infos zu überprüfen und zu kommentieren, gegebenenfalls zu ergänzen. Der Verband will uns damit aufzeigen, wie es in diesen Städten mit der Digitalisierung in den unterschiedlichsten Bereichen vorankommt, ohne dabei aber mit dem Finger auf einzelne Städte oder Regionen zu zeigen. So soll eine hintere Platzierung eben nicht primär ein Makel sein, sondern eher aufzeigen, in welchen Punkten es noch besonders hapert und der Stadt damit Ansatzpunkte zur Optimierung liefern.
Auf der entsprechenden Seite könnt ihr euch die komplette Liste der 81 Städte anschauen. Dabei seht ihr nicht nur die Reihenfolge bei den Gesamtpunktzahlen, sondern könnt euch auch einzelne Bereiche anzeigen lassen. In der Gesamtwertung hat sich Hamburg den ersten Platz sichern können. Lediglich im Bereich Verwaltung kommt man auf den neunten Platz — bei allen anderen Teilbereichen des Smart City Index liegt die Hansestadt auf den Plätzen 1-3!
Glückwunsch also nach Hamburg, wo man anscheinend zumindest in dieser Hinsicht sehr viel richtig macht. Hinter Hamburg schaffen es die Städte Karlsruhe und Stuttgart aufs Treppchen. Die letzten drei Plätze belegen Remscheid, Bergisch-Gladbach und ganz am Schluss schließlich Salzgitter.
Erfreulich für mich als Lokalpatriot in Sachen Ruhrgebiet: Meine Heimat Dortmund hat es mit Platz 9 immerhin in die Top Ten geschafft — üblicherweise ist man es im Ruhrpott eher gewohnt, dass unsere Städte nicht im vorderen Teil der Liste auftauchen. Ihr könnt euch auf der Bitkom-Seite auch die einzelnen Städte anzeigen lassen, so dass ihr sehr schön aufgebröselt bekommt, wo in der eigenen Stadt noch Bedarf besteht und wo man schon ganz gut gerüstet ist:
Im Bild seht ihr die Übersicht für das Beispiel Dortmund mit der Gesamtwertung für die Stadt. Ihr könnt aber auch die verschiedenen Einzelbereiche über die Tabs aufrufen. Dort kann man dann beispielsweise sehen, dass Dortmund bei der Verwaltung sehr gut abschneidet (Platz 4 deutschlandweit) und dort vor allem mit den Positionen “Website und Kommunikations-Tools” (98.4 Punkte) und “Social-Media-Präsenz” (94,4 Punkte) punktet.
Wie weiter oben schon erklärt, kann hier also jeder sehr präzise nachsehen, wo die deutschen Städte noch Bedarf haben und wo sie bereits gut aufgestellt sind. Wer es noch ausführlicher braucht, findet hier die PDF-Datei zum kompletten Smart City Index 2019.
Eine große Überraschung ist, dass es nicht nur in Städten mit hoher Pro-Kopf-Verschuldung oder in strukturschwachen Regionen großen Nachholbedarf gibt. Wo aktuell noch Lethargie herrscht, wollen wir mit dem Smart City Index wachrütteln. Bitkom-Präsident Achim Berg
Ein wirkliche Ost-West-Gefälle scheint es in diesem Index nicht zu geben, dennoch verweist der Verband auf regionale Unterschiede. Städte in Baden-Württemberg und Hessen würden sich demzufolge im Mittel besser platzieren als der Durchschnitt.
Erfreulich ist für mich nicht nur, dass dieser Index den Grad der Digitalisierung sehr granular abbildet. Fast noch mehr freut es mich, dass viele der Städte die Gelegenheit genutzt haben, die vorliegenden Infos zu prüfen und zu ergänzen, also aktiv dazu beitragen, dass diese Liste tatsächlich einen seriösen Überblick bieten kann. Das zeigt, dass das grundsätzliche Interesse vorhanden ist und das wiederum lässt hoffen, dass die Städte tatsächlich bestrebt sind, sich in den verschiedenen Kategorien weiter zu verbessern.