Das “modernste Viertel der Welt”, eine “Stadt in der Stadt” — nicht weniger sollte es werden, dass Projekt im kanadischen Toronto. Umgesetzt von Sidewalk Labs, einem Unternehmen der Google-Mutter Alphabet. Wir berichteten auch recht begeistert, aber wie sich herausgestellt hat, war die Vorfreude verfrüht.
Das moderne Viertel Quayside soll nach wie vor entstehen, Sidewalk Labs wird sich aus dem Projekt aber zurückziehen. Die Alphabet-Tochter hat in Kanada an der Quadratur des Kreises gearbeitet: Ein Viertel sollte stehen, welches moderner, smarter und vernetzter als irgendein anderes auf dem Planeten sein sollte. Gleichzeitig wollte man das aber auch auf finanziell solide Beine stellen, bezahlbaren Wohnraum mit hoher Lebensqualität kombinieren und all das auch noch besonders nachhaltig gestalten.
An dieser Kombination ist man nun anscheinend gescheitert, zumindest mit dem Versuch, das finanziell ausgewogen zu stemmen. Dan Doctoroff, der Sidewalk-Labs-Boss, erklärte in einem Blog-Posting, dass das Projekt aufgrund der derzeitigen finanziellen Unwägbarkeiten am örtlichen Immobilienmarkt und in der Wirtschaft generell finanziell nicht tragfähig gestaltet werden könne.
Finanzierbar wäre es nur, wenn man wichtige Elemente des Konzepts außen vor ließe und das war natürlich nicht Zweck der Übung. Doctoroff erklärt in seinem Beitrag, wie wichtig ihnen dieses Projekt war und dass man trotz des verkündeten Rückzugs seines Unternehmens in den vergangenen zweieinhalb Jahren sehr viel gelernt habe.
Man ist davon überzeugt — der Gesundheitsnotstand aktuell hat ihnen das klar gemacht — dass es richtig ist, die Ideen weiter voranzutreiben, um dafür zu sorgen, dass Wohnen nachhaltiger und erschwinglicher wird. Im Beitrag heißt es:
An diesen Fronten haben wir bereits innovative Unternehmen gegründet, die sich mit städtischer Mobilität, Infrastruktur der nächsten Generation und gemeindenaher Gesundheitsfürsorge befassen, und wir haben in Start-ups investiert, die an allem arbeiten, von Robotermöbeln bis hin zu digitaler Elektrizität. Wir arbeiten weiterhin intern an fabrikgefertigten Massenkonstruktionen aus Holz, die die Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit von Wohnraum verbessern können, an einem digitalen Gesamtplanungstool, das die Ergebnisse der Lebensqualität und die Wirtschaftlichkeit von Projekten verbessern kann, und an einem neuen Ansatz für vollelektrische Stadtviertel.
All das ändert aber nichts daran, dass es in Toronto erst einmal nicht mehr weiter geht für Sidewalk Labs. Die Städteplaner von Waterfront Toronto beurteilen die finanzielle und wirtschaftliche Lage ebenfalls als haarig, werden das Projekt aber weiter vorantreiben. Wollen wir mal abwarten, wann wir das nächste mal was Positives von Quayside vernehmen — und wie es bei den Sidewalk Labs weitergeht.
via heise.de