Smart Home ist nur ein Technologie-Zweig, der uns vor neue Aufgaben und Schwierigkeiten stellt, uns gleichzeitig aber auch viele neue Chancen bietet. Nehmt allein mal die smarten Speaker wie zum Beispiel Google Home oder Amazon Echo. Mit den Dingern könnt ihr eure Beleuchtung in der Bude ebenso steuern wie die Musik, könnt euch ein Taxi rufen lassen oder euch über die neuesten News oder das Wetter informieren. Künftig werdet ihr euch womöglich sogar vorab über anstehende Katastrophen informieren lassen können.
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Die Kehrseite der Medaille hat auch mal wieder mit Datenschutz zu tun und damit, dass ein Gadget, welches auf eure Spracheingabe angewiesen ist, ständig zuhören muss. “Wer hört da vielleicht noch zu?”, fragen sich daher nicht wenige. Ein ständig zuhörendes Device kann aber auch für Unmut sorgen durch falsch verstandene Befehle.
Versehentlich aufgegebene Bestellungen werden in den meisten Fällen vermutlich nicht zu einem Problem werden. Eher werden wohl Nutzer verzweifelt vor dem Gerät sitzen und daran verzweifeln, dass ein Befehl nicht verstanden wird, oder dass ein Kommando verstanden wird, welches der Fernseher gegeben hat anstelle des Besitzers.
Smart Speaker ruft die Polizei
In einem ganz konkreten Fall in New Mexico könnte ein falsch verstandenes Kommando sogar einer Frau und ihrem Kind das Leben gerettet haben. Bei einem eskalierenden Streit mit ihrem Freund fragte er sie irgendwann, ob sie die Polizei verständigt habe. Der nicht näher bezeichnete Speaker missverstand das allerdings. “Did you call the sheriffs?” wurde nicht als Frage verstanden, sondern als Aufforderung, die Polizei zu verständigen.
Der Rettungsdienst konnte der Auseinandersetzung in Folge lauschen, in der Eduardo Barros seine Freundin auch mit einer Schusswaffe bedrohte. Es wurden gleichzeitig Verhandlungsführer als auch ein SWAT-Team verständigt und am Ende konnte Barros wegen unerlaubten Waffenbesitzes, schwerer Körperverletzung und Freiheitsberaubung dingfest gemacht werden.
In diesem Fall war es also pures Glück, dass ein falsches Kommando dafür gesorgt hat, dass Hilfe alarmiert werden konnte. Die junge Frau wurde durch die Übergriffe des Freundes zwar verletzt, aber unterm Strich hätte die ganze Geschichte deutlich schlimmer ausgehen können, zumal auch die (glücklicherweise unverletzte) kleine Tochter dem Mann ausgeliefert war.
Mehr Fragen als Antworten
Diese noch gerade gut ausgegangene Geschichte wirft aber auch Fragen auf und die gelten generell für die Themen IoT und Smart Home: Wie ist es um die “Privacy” bestellt, wenn so ein Speaker versehentlich aktiviert wird und Rettungsdienste mithören lässt? Schließlich dürfte ein solches falsch verstandenes Kommando in vielen Fällen nicht automatisch mit einem Delikt einhergehen. Beispielsweise, wenn man etwas im Spaß sagt – oder euer smartes Gadget einfach nur einer TV-Serie lauscht und das Gehörte als Befehl interpretiert.
Darf das Gehörte als Beweis verwendet werden? Kann man die Hersteller von Behördenseite dazu zwingen, benötigte Daten herauszurücken? Diese Fragen stellen wir uns nicht zum ersten Mal, denn Amazon ist ja bereits im Rahmen einer Mordermittlung dazu aufgefordert worden, Daten eines Kunden preiszugeben (und hat sich gesträubt).
Man kann dieser neuen Technologie also durchaus zwiegespalten gegenüberstehen und wir sollten uns dran gewöhnen, dass unsere Technik hinhört. Das kann mal nützlich sein und – wie in diesem Fall – potenziell auch Leben retten. Es kann aber auch Einschnitte in unser Leben und unsere Privatsphäre bedeuten. Ein Thema, welches uns noch lange verfolgen wird. Eduardo Barros, der ab heute vor Gericht steht, dürfte sich mit diesem Thema in nächster Zeit jedenfalls nur hinter schwedischen Gardinen auseinandersetzen können – dort weiß er dann wenigstens von vornherein, dass die Behörden jederzeit ein Auge auf ihn haben.