Mit den Möglichkeiten neuer Technologien gehen auch immer neue Risiken einher. Das gilt auch — oder sogar in außergewöhnlichem Maße — für autonom fahrende Fahrzeuge im Straßenverkehr. Das Fahren wird für uns als (Mit-)Fahrer deutlich entspannter, das Ausknipsen des Faktors Mensch dürfte zudem für deutlich weniger Verkehrsunfällen führen. Die Kehrseiten: Wo große Datenmengen bewegt werden, besteht auch stets das Risiko, dass Daten abgegriffen, falsch verwendet oder falsch gedeutet werden.
Ein perfektes Beispiel liefern dafür jetzt US-Sicherheitsforscher der Universität Washington. Mit einer ganz simplen Methode ist es ihnen gelungen, autonome Fahrzeuge so zu verwirren, dass sie Straßenschilder nicht mehr richtig erkennen.
Wenn wir uns überlegen, was uns beim Thema “Autonome Autos” das Leben schwer machen könnte, denken wir vielleicht zunächst an Hacker-Attacken, aber es geht deutlich einfacher: Die Forscher haben nämlich einen Algorithmus erstellt, mit dem sich Sticker anfertigen lassen, die — auf dem Schild angebracht — es der künstlichen Intelligenz des Autos unmöglich machen, besagtes Schild richtig zu interpretieren.
Die Classifier, die die Sensorik des Autos normalerweise die Bedeutung des Schildes erkennen lässt, werden durch diese Aufkleber ausgehebelt. Auf diese Weise kann dem Schild eine komplett andere Bedeutung angedacht werden: Aus dem Stoppschild wird dann beispielsweise ein Schild, welches eine Geschwindigkeitsbegrenzung anzeigt. Dieses Austricksen mittels Kleber funktionierte im Versuch der Forscher aus verschiedenen Blickwinkeln und bis zu einer Entfernung von 12 Metern.
Welche Folgen das haben könnte, wenn irgendwann quasi jeder Schwachkopf mit genügend krimineller Energie sich diese Sticker zuhause ausdruckt und dann auf Schildern anbringt, könnt ihr euch sicher vorstellen. Es kann zu Unfällen führen und mitunter auch dazu, dass ganze Hauptverkehrsstraßen lahmgelegt werden, bis diese Aufkleber wieder entfernt werden.
Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, werden die Schilder durch die Sticker auch — für unser menschliches Auge — nicht entstellt, uns würde vermutlich beim Vorbeifahren gar nicht auffallen, dass mit dem betreffenden Schild was nicht stimmt. Obiges Schild weist nach dem Anbringen des Stickers nicht mehr drauf hin, dass ihr rechts abbiegen sollt, sondern dass ein Geschwindigkeitslimit von 45 Meilen pro Stunde gilt.
Glücklicherweise hat man sich gleichzeitig auch dazu Gedanken gemacht, wie Abhilfe geschafft werden kann und im Vorfeld verhindert werden kann, dass es zu diesen Schwierigkeiten kommt. Beispielsweise könnten die Schilder in einen speziellen Kontext zur unmittelbaren Umgebung gesetzt werden: So macht ein Stoppschild auf der Autobahn einfach keinen Sinn, ebenso wenig eine sehr übertriebene Geschwindigkeitsbegrenzung auf Nebenstraßen.
Bei Engadget wird auch spekuliert, ob man nicht einfach dafür sorgen könnte, dass Straßenschilder so beschichtet werden, dass Aufkleber dort nicht haften. Ich selbst überlege mir gerade, ob es nicht eh irgendwann so sein wird, dass in die Kommunikation untereinander auch die Straßenschilder mit eingebunden werden, so dass nicht eine Kamera das Schild deuten muss, sondern schlicht ein Impuls übertragen wird, der die richtige Bedeutung des Schildes kommuniziert.
Wie es sich auch letzten Endes entwickeln wird: Beispiele wie dieses zeigen, dass noch jede Menge zu passieren hat, bevor wir ein Straßenbild erhalten, bei dem autonome Fahrzeuge dominieren. Es geht also nicht nur darum, dass Hersteller die passenden Autos entwickeln und die Politik mit entsprechenden Regelungen den Weg ebnet — es müssen im Vorfeld auch die technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen werden.
Quelle: ArXiv.org via Futurezone.at