Gerade im Tech-Zirkus ist es ja nun beileibe nichts ungewöhnliches, dass das eine Unternehmen das andere verklagt und ihm vorwirft, Ideen gestohlen zu haben. Wenn wir aber über die größte Ikone unter den Smartphones reden – das iPhone von Apple – und eine Privatperson neun Jahre nach dem Launch des Ur-iPhones auf den Trichter kommt, dass sowohl dieses iPhone, als auch iPad und iPod auf Ideen berufen, die ihm schon 1992 eingefallen sein worden.
Die Klageschrift des kauzigen Möchtegern-Erfinders ist über 100 Seiten stark und dürfte das zuständige Gericht gleichermaßen beschäftigen als auch amüsieren. Wer gerade nichts besseres zu tun hat, kann sich die Klageschrift ja mal komplett reinziehen:
Patently Apple – Thomas Ross vs. Apple by Jack Purcher
Muss man sich in Cupertino jetzt Sorgen machen? Ehrlich gesagt nicht so richtig, wenn ihr mich fragt. Schaut auf das Artikelbild oben und ihr werdet sehen, dass die Apparatur auf den Skizzen des Thomas Ross nun wirklich nicht viel gemein haben mit dem Smartphone, welches uns 2007 als iPhone vorgestellt wurde. Maximal kann man noch im Gehäuse eine Ähnlichkeit erkennen, aber das „Electronic Reading Device“ des Erfinders sollte mit MS-DOS laufen, kann mit 3,5 Zoll-Disketten befüllt werden und unterscheidet sich allein deswegen doch schon deutlich von allem, was sich Apple bislang ausgedacht hat in den letzten Jahren.
Weiter sind im zusammenklappbaren Gerät gleich zwei Displays verbaut, bei denen zudem nicht ersichtlich ist, dass es sich tatsächlich um Touch-Panels handelt. Es gibt Vor- und Zurück-Tasten, eine vollwertige Tastatur und einen Steckplatz für einen Zusatz-Akku.
Ross ist der Meinung, dass er als erster Mensch diese neuartige Kombination aus Media- und Kommunikationsgerät erfunden hat und damit Apple sowohl beim iPod, beim iPad und eben auch beim iPhone entscheidend inspiriert haben will. Ärgerlich für ihn, dass sein 1992 gewährtes Patent auf seine Erfindung bereits 1995 wieder gelöscht wurde, weil er die fälligen Gebühren nicht bezahlen konnte. Somit gab es dieses Patent zur Vorstellung des Apple iPhone bereits seit 12 Jahren nicht mehr.
Nimmt man jetzt also diese grundsätzlich verschiedenen Gerätschaften, berücksichtigt dann noch das gelöschte Patent, dann dürfte man zweifellos zu dem Schluss kommen, dass wir es hier mit einem ziemlichen Spinner zu tun haben. Da muss man sich im Grunde auch gar nicht mehr fragen, wieso ihm diese Idee mit der Klage erst neun Jahre nach dem iPhone-Launch gekommen ist.
Apple muss sich also ganz sicher nicht um sein Geld sorgen, auch wenn Ross satte 10 Milliarden Dollar verlangt und zudem 1,5 Prozent Umsatzbeteiligung zugesprochen haben möchte. Geht stattdessen davon aus, dass wir es hier mit einer witzigen Anekdote zu tun haben, über die die ganze Welt nur ungläubig den Kopf schütteln wird – die ganze Welt außer Thomas Ross, versteht sich.