Bei der Game Developers Conference (GDC) in San Francisco zeigte Google exakt das, was die kalifornischen Spatzen bereits vorab von den Dächern pfiffen: Eine Streaming-Plattform für Spiele! Die nennt sich „Stadia“ und will es den Gamern ermöglichen, jederzeit und überall zocken zu können.
Stadia läuft dabei plattformunabhängig und verzichtet auf Downloads, ihr spielt also ausschließlich in der Cloud. Das bedeutet, dass ihr nahezu überall spielen könnt, egal ob auf dem heimischen Rechner, auf dem Google-tauglichen Fernseher oder unterwegs auf Tablet und Smartphone, wobei die Hardware-Fähigkeiten des jeweiligen Geräts nur minimal interessant sein sollen für die Game-Performance.
Qualitativ will man den Gamern dabei alles bieten, was die sich wünschen können. Konkret bedeutet das: Man spielt mit einer Auflösung von bis zu 4K und 60 Bildern pro Sekunde, außerdem bietet Stadia HDR sowie Surround-Sound. Die Rechenleistung übernehmen genau die Datenzentren, die auch für die Google Suche zuständig sind, Google verspricht so besonders niedrige Latenzen. Auf dem Google-Blog heißt es:
Seit 20 Jahren sehen wir es als unsere Aufgabe, euch Informationen schnell und einfach zur Verfügung zu stellen. Unsere Rechenzentren und Netzwerkstrukturen machen es möglich, dass ihr jederzeit sofort auf diese Informationen zugreifen könnt. Und genau diese Technologien nutzen wir nun, um den Zugang zu Videospielen zu verändern.
Wichtiges Puzzle-Teil im Konzept: YouTube
Natürlich hat Google die Idee mit einer Streaming-Plattform für Games nicht exklusiv, was ihr mit Blick auf NVIDIA oder Sony auch wisst. Aber das Konzept von Stadia wirkt sehr ambitioniert und zudem gehört zum Google- bzw. Alphabet-Portfolio auch noch der Video-Dienst YouTube und der soll eine wichtige Komponente in diesem Gaming-Konzept werden.
Kurz gesagt will Google hier Profi-Gamer und deren Fans sowie alle normalen Spieler zusammenbringen und sich dabei der Plattform YouTube bedienen. Das wird dann in der Praxis zum Beispiel so aussehen, dass ihr eurem Lieblings-Gamer in seinem Stream zuschaut, spontan beschließt, das Game auch zocken zu wollen und durch das Klicken auf einen entsprechenden Link könnt ihr bereits kurze Zeit später selbst loslegen. Dabei soll es nach Angaben von Google lediglich fünf Sekunden dauern, bis ein Spiel startet, komplett ohne Downloads und jegliche Installationen.
Es wird Features wie „State Share“ geben, mit dem sich Spielstände inklusive Aufenthaltsort im Spiel, Level und eurem Inventar ganz einfach per Link teilen lassen. Weiter können Gamer, die ihr Spiel streamen, weitere Gamer per „Crowd Play“ ins selbe Game holen. Das lässt die Grenzen zwischen Game-Idol und Fan verschwimmen — ein ordentliches Pfund, mit dem Google da wuchert, wenn man weiß, dass sich täglich weltweit 200 Millionen Menschen Gaming-Content auf YouTube reinziehen.
Auch ein eigener Controller kommt sowie Games aus dem Hause Google
Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, wurde neben dem Gaming-Dienst auch eine zugehörige Hardware angekündigt in Form eines Controllers. Mit dem wird es unter anderem möglich sein, direkt auf Knopfdruck Videos aufnehmen zu können. Auf dem Blog erklärt Google:
Während der Entwicklung des Stadia Controller haben wir mit Gamern gesprochen und sind auf ihre Wünsche eingegangen. Zuerst haben wir eine direkte Verbindung von Stadia Controller zu unserem Rechenzentrum über WLAN entwickelt, um die bestmögliche Gaming-Performance zu garantieren. Der Controller verfügt zudem über eine Taste, um Gameplay-Videos in einer Auflösung von bis zu 4K direkt aufzunehmen, zu speichern und zu teilen. Außerdem haben wir den Controller mit einer Taste für den Google Assistant und einem eingebauten Mikrofon ausgestattet.
Den Google Assistent am Controller werdet ihr dazu nutzen können, euch Komplettlösungen oder Hilfe-Videos reinzuziehen, wenn ihr gerade im Spiel mal hängengeblieben seid und Hilfe benötigt.
Aber es gibt nicht nur einen eigenen Stadia Controller, es werden auch eigene Spiele folgen. Das geschieht unter der Leitung von Jade Raymond (vorher EA und Ubisoft), die sich ab sofort um das Google-eigene Entwicklerstudio kümmern wird. Es werden also Spiele eigens für Stadia entwickelt, zudem sollen die Teams aber auch den anderen Unternehmen dabei helfen, ihre Games für Stadia anzupassen.
Egal, wie sich das mit dem eigenen Studio entwickelt: Das Gros der Spiele wird natürlich von Drittherstellern kommen, Spiele wie Doom Eternal und Assassin’s Creed Odyssey wurden bereits als prominente Titel erwähnt. Es heißt seitens Google, dass bereits jetzt mehr als 100 Unternehmen Spiele für Stadia entwickeln oder anpassen, viel konkreter wurde Google hier allerdings noch nicht.
Ebenso wurde nicht konkret gesagt, wann das Gaming-Vergnügen losgehen soll. Wir wissen lediglich, dass es noch 2019 soweit sein soll und dass neben USA und Kanada auch mehrere europäische Länder direkt mit von der Partie sein sollen. Warten wir es mal ab, was Google da aus dem Hut zaubert, wie die Third-Party-Unterstützung aussieht und wie man sich gegen die Konkurrenz durchsetzen kann.
Quelle: Google