Der Mitbegründer von Streetscooter und Geschäftsführer des Elektro-Fahrzeugherstellers e.GO Mobile, Professor Günther Schuh, hat sich auf einem Empfang im nordrhein-westfälischen Düsseldorf gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren ausgesprochen. „Der ultimative Angriff auf den modernen Diesel ist ein Fehler“, sagte der Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, der im kommenden Sommer mit dem E.Go Life ein elektrisches Stadtauto auf den Markt bringen will.
„Man kann nicht einfach etwas verbieten, ohne eine Lösung zu haben“ spezifizierte der Elektro-Pionier seine Aussage und legte dar, dass der Elektromotor kein vollständiger Ersatz für den Verbrennungsmotor sei. Vielmehr seien insbesondere Hybridmotoren und Brennstoffzellen-Antriebe ein guter Ansatz, die Emissionen in den Innenstädten zu reduzieren, wobei – so Schuh – die Brennstoffzelle “die ehrliche Lösung der Elektromobilität” darstelle.
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„Die“ Ladeinfrastruktur für jeden gibt es nicht
Ein moderner, mit vier Personen besetzter Diesel-Kleinwagen produziere bei der Fahrt in die Stadt genauso viel Kohlendioxid wie vier Fahrradfahrer, führte Schuh weiter aus und lieferte damit einen weiteren Ansatz für die Interpretation seiner überraschenden Aussagen. Zum einen darf man dieses Statement als Aufforderung verstehen, nicht unnötig große, leistungsstarke und spritfressende Fahrzeuge für ganz alltägliche Fahrten einzusetzen, für die eigentlich nur ein wesentlich kleineres Fahrzeug benötigt würde. Zum anderen kritisiert Schuh damit indirekt auch den Individualverkehr und plädiert für Fahrten, bei denen z.B. via Ride-Sharing mehr Fahrzeuginsassen transportiert werden.
“Und übrigens: Die Batterie ist morgen auch nicht viel billiger. Ich werde niemals mit rein batteriegetriebenen Elektroautos wirtschaftlich weit und schnell fahren können – weder in fünf noch in zehn Jahren.” Professor Günther Schuh
In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Interview hatte Schuh bereits Zweifel an der Wirtschaftlichkeit von rein batteriegetriebenen Elektroautos angemeldet. Die Preise für Fahrzeugakkus, die selbstverständlich bei Fahrzeugen mit besonders großen Akkus einen erheblichen Teil der Produktionskosten ausmachen, würden auch in den kommenden Jahren nicht im von Vielen erhofften Umfang sinken. In diesem Interview wies Schuh ebenfalls darauf hin, dass Plug-in-Hybridmodelle – die “keiner so gut bauen [könne] wie unsere [die deutsche] Autoindustrie” – das “Antriebskonzept der Zukunft” seien.
Das Mitglied des Direktoriums des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT) sieht zudem ein enorm großes Potential beim autonomen Fahren, wobei wohl insbesondere der Öffentlichen Nahverkehr im Fokus steht. Autonome Linienbusse seien nach Schuhs Ansicht bereits in nicht allzu ferner Zukunft “serienreif” und könnten dann helfen, den ÖPNV kostendeckend zu gestalten.
Viele Experten gehen wie Günther Schuh davon aus, dass sich autonome Fahrzeuge in einer relativ lang andauernden Übergangsphase vor allem auf fest definierten Strecken etablieren könnten, wobei sie von einem “Operator” in einer Steuerzentrale überwacht werden. Dieser “Lotse” könnte in unerwarteten Situationen in den Fahrbetrieb eingreifen. Zudem wäre es möglich, für z.B. autonom fahrende Busse spezielle, von menschlich gesteuerten Fahrzeugen separierte Fahrspuren einzurichten.
Schuhs Hinweis auf Hybridmotoren geht einher mit neueren Studienergebnissen, in denen die tatsächliche elektrische Fahrleistung von Plug-In-Hybriden untersucht wurden. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und des Karlsruher Instituts für Technologie KIT hatten die Daten von über 120.000 Fahrzeugen ausgewertet und festgestellt, dass sich sogenannte PHEV in der momentanen Übergangsphase auch unter ökologischen Aspekten hervorragend für Pendler und Menschen mit ähnlichen Fahrprofilen eignen. Dementsprechend gehören Plug-In-Hybride bereits heute zu den erfolgreichsten Elektroautos in Deutschland.
Die meistverkauften Elektroautos 2017 (BEV & PHEV) in Deutschland
Stand: November 2017
Platz | Modell | # |
---|---|---|
1 | Audi A3 e-Tron | 4.209 |
2 | Renault Zoe | 4.021 |
3 | BMW i3 | 3.757 |
4 | BMW 225xe Active Tour. | 3.307 |
5 | Kia Soul EV | 2.637 |
6 | Volkswagen e-Golf | 2.604 |
7 | Mitsubishi Outlander PHEV | 2.121 |
8 | Tesla Model S | 2.028 |
9 | Volkswagen Passat GTE | 1.943 |
10 | Mercedes GLC350e | 1.867 |
11 | Smart Fortwo ED | 1.835 |
12 | Volkswagen Golf GTE | 1.278 |
13 | Mercedes C350e | 1.167 |
14 | Tesla Model X | 1.013 |
15 | BMW 530e | 968 |
Gesamt (inkl. andere) | 47.453 |