Ich bin News-Junkie! Wenn ich morgens wach werde, checke ich Nachrichten auf meinem Smartphone, sobald meine Augen offen sind. Ich schaue das Morgenmagazin, verfolge zudem im linearen Programmfernsehen auch viel von dem, was auf Phoenix läuft. Zwischendurch ackere ich mich an Smartphone und Notebook durchs Netz, schaue mir Einiges auch noch via Mediatheken nachträglich an. Damit bin ich vermutlich nicht der durchschnittliche Nachrichten-Typ.
Das gilt vor allem, wenn man meine Lese- und Sehgewohnheiten mit denen von jüngeren Menschen vergleicht. Zwar stolpere auch ich tagtäglich bei Facebook, Twitter und Instagram über News, soziale Medien sind aber nicht meine wichtigste Nachrichtenquelle bzw. es ist bei mir ein sehr ausgeglichener Mix.
Das erzähle ich euch, weil im nagelneuen Reuters Institute Digital News Report jetzt herausgearbeitet wurde, wie wir in Deutschland News konsumieren. Die PDF-Datei zum kompletten Report findet ihr hier. Aus dieser Studie habe ich mir einen ganz bestimmten Punkt herausgepickt, den ich interessant und bemerkenswert finde und der mit den News-Gewohnheiten junger Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren zusammenhängt.
Das Leibniz-Institut für Medienforschung, welches für den auf Deutschland bezogenen Teil der Studie zuständig ist, lässt uns wissen, dass so gut wie niemand soziale Medien als alleinige Nachrichtenquelle nutzt. Lediglich drei Prozent der Befragten stützen sich nach eigenen Angaben ausschließlich auf Social Media zur Nachrichtenbeschaffung. Das gilt auch für die angesprochene Gruppe junger Menschen.
Was bei dieser Zielgruppe aber auffällt: Während für 72 Prozent der Erwachsenen die klassischen Nachrichten im TV immer noch wichtigste News-Quelle darstellt, ist das bei jungen Menschen so gar nicht mehr der Fall. Während knapp 70 Prozent der jungen Erwachsenen das Internet als wichtigste Quelle nennen, sind es bei den Nachrichten im linearen Fernsehen gerade einmal noch 15 Prozent.
Einen sehr wichtigen Baustein der Information stellen für die Jungen die sozialen Medien Facebook, Twitter, YouTube, WhatsApp und Instagram dar. Erstmals — und das ist zumindest für mich persönlich sehr überraschend — hat Instagram dabei den ersten Platz eingenommen: Immerhin 23 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18-24 geben an, dass sie dort ihre News finden.
Knapp dahinter befinden sich Facebook und YouTube, wo 22 Prozent der Zielgruppe ihre News konsumieren. Abgeschlagen dahinter liegt WhatsApp mit 10 Prozent und Twitter mit lediglich 6 Prozent. Was die Studie aber auch besagt, erklärt Kommunikationswissenschaftler Sascha Hölig:
Man bewegt sich dort – hauptsächlich, um Fotos von Freunden oder Essen zu sehen – und findet dann Nachrichten quasi als Beifang. Sascha Hölig, Kommunikationswissenschaftler beim Leibniz-Institut für Medienforschung
Instagram wird also nicht explizit genutzt, um dort bestimmte News-Quellen im Blick zu haben. Stattdessen nutzt man es für die üblichen privaten Bildchen und Stories und stolpert mehr aus Versehen auch über News. Übrigens ist auch generell bei den Erwachsenen Instagram die wichtigere Nachrichtenquelle als Twitter — hätte ich persönlich zumindest niemals gedacht.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll, weil ich mir meine News meistens eben ganz bewusst vorknöpfe, wie ich einleitend erklärte. Allerdings stolpere ich ja selbst auch öfter in sozialen Medien über Nachtichten, allerdings bei Facebook und Twitter häufiger als bei Instagram.
Grundsätzlich finde ich die Entwicklung sehr interessant, auch aus dem Blickwinkel betrachtet, dass ich bei der Kombination aus Öffentlich-Rechtlichen Nachrichten und verschiedenen Online-Medien weniger in meiner Filterblase gefangen bin, als wenn ich einen Großteil meiner Informationen aus sozialen Netzwerken beziehe. Fairerweise muss man dazu sagen, dass lediglich drei Prozent der Befragten angeben, dass soziale Medien ihre einzige News-Quelle darstellen und in der Spitze der jungen Menschen auch “nur” knapp jeder Vierte Instagram zur Nachrichten-Beschaffung einsetzt.
Ein Trend ist allerdings erkennbar und der lässt mich wieder an meinen Blick nach Finnland denken. In meinem Artikel geht es im Wesentlichen darum, wie man Fake-News entgegenwirken kann und ein ganz wichtiger Punkt dabei ist Medienkompetenz. Solange ich bei Twitter, Instagram oder YouTube Nachrichten konsumiere, die Quellen verifiziere und mich gleichzeitig auch um andere Quellen bemühe, ist alles gut. Je mehr man sich aber seiner eigenen Bubble ausliefert, desto schwieriger wird es, sich umfassend zu informieren.
Definitiv jedenfalls ein sehr interessanter Report, unabhängig von der jungen Zielgruppe, der wieder einmal beweist, wie sehr sich unsere Sehgewohnheiten in kürzester Zeit verändert haben. Wo konsumiert ihr denn in der Regel eure Nachrichten?
Quelle: Reuters Institute Digital News Report via heise.de