Im Durchschnitt verbringen die Deutschen täglich sieben Stunden mit medialen Video-, Audio- und Textinhalten. Bei den Unter-30-Jährigen ist es eine gute Stunde weniger. In dieser Altersgruppe wird der Trend zur non-linearen Nutzung deutlich. In der Gesamtbevölkerung dominiert bei der Bewegtbildnutzung das lineare Fernsehen mit einem Anteil von 76 Prozent, während das Radio mit 79 Prozent den Löwenanteil der Audionutzung ausmacht.
So fängt die Zusammenfassung einer Studie an, die von ARD und ZDF veranlasst wurde. Allein dieser Absatz verrät uns aber schon jede Menge über die Erkenntnisse der Studie „ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019“. So erfahren wird, dass das lineare Fernsehen mit einem Anteil von 76 Prozent immer noch deutlich über das Internet dominiert. Beim Radio ist diese Dominanz mit 79 Prozent sogar noch ein wenig größer.
Wir erkennen aber auch in diesem einleitenden Absatz, dass diese Zahlen mit dem Alter der Zuschauer zusammenhängen, denn die jungen Menschen — also das Publikum im Alter zwischen 14 und 29 Jahren — wendet sich deutlich der non-linearen Nutzung zu. Konkret bedeutet das, dass in dieser jungen Zielgruppe bereits jetzt gestreamte Inhalte öfter betrachtet werden als das, was im klassischen Fernsehen zu sehen ist. 33 Prozent entfallen lediglich aufs lineare TV, 67 Prozent dementsprechend auf das, was Netflix, Amazon, YouTube, Mediatheken etc online entgegenzusetzen haben.
Die Studie erkennt in dieser Entwicklung einen „Trend zur zeitsouveränen Nutzung“. Nett umschrieben, aber es bedeutet natürlich auch, dass den klassischen Sendern die Zuschauer davonlaufen. Das Davonlaufen fällt aber nicht so deutlich aus, wie es die oben genannte Verteilung vielleicht glauben lässt, denn auch in dieser Altersgruppe werden Das Erste und ZDF sowie deren zugehörige Sender natürlich immer noch geschaut — nur halt öfter via Mediathek.
Das — und das ist für ARD/ZDF wohl der erfreulichste Teil der Studie — konnte nämlich auch herausgearbeitet werden: Die Befragten sehen im öffentlich-rechtlichen Angebot die höhere Qualität gegenüber den privaten Sendern. Die hohe journalistische Qualität und der Informationsgehalt lassen die Zuschauer also nach wie vor bei ARD und ZDF verweilen, zu den Privaten zieht es das Publikum eher, wenn es um Unterhaltung geht.
Übrigens verbringt die deutsche Bevölkerung laut dieser Studie sieben Stunden täglich mit Medien. 202 Minuten davon entfallen Bewegtbildinhalte, 186 Minuten auf Audioinhalte und schließlich 54 Minuten auf Texte. Ganz witzig dabei: Die 14-29-Jährigen kommen insgesamt lediglich auf 357 Minuten Mediennutzung täglich, also knapp sechs Stunden. Das bedeutet, dass die Generation, die als diejenige verschrien ist, die nur vorm Rechner, TV oder Smartphone hängt, eine Stunde weniger Medien konsumiert als der Durchschnitt. Hätte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet.
Was können wir dieser Studie jetzt nun entnehmen? Vermutlich hauptsächlich das, von dem wir eh längst dachten, dass es so ist: Die Jüngeren brauchen keine Fernsehzeitung mehr! Die Sender werden sich noch sehr lange halten, davon dürfen wir wohl ausgehen. Gerade, was bei ARD und ZDF über viele Jahre an Infrastruktur geschaffen wurde, wird noch lange für hochwertige Inhalte garantieren, egal, wo diese dann konsumiert werden bzw. zu welcher Zeit.
Aber die Konkurrenz wird immer größer. Auch die Privaten sind mit ihren Mediatheken am Start, es gibt Videoportale wie YouTube, TikTok und IGTV, auch auf Facebook werden immer mehr Videos konsumiert und nicht zuletzt sind da die Streaming-Portale mit Netflix an der Spitze, wo allein in diesem Jahr noch zwei, drei große Namen hinzukommen.
Für Zuschauer ist das natürlich schön, so viel Auswahl zu haben, aber so langsam können wir uns vom heimeligen Abend vor dem TV verabschieden, nach dem am nächsten Tag alle über eine bestimmte Sendung wie „Wetten dass“ sprechen. Ein paar Live-Events im TV werden immer noch viele Zuschauer zu einer festgelegten Zeit vor den Fernseher locken: Beispielsweise bei Live-Sport, Dschungelcamp, Übertragungen von Events wie dem Eurovision Song Contest etc. Aber machen wir uns nichts vor: Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass wir uns die Inhalte dann anschauen, wenn uns danach ist. So, ich muss aufhören — das Länderspiel Deutschland-Niederlande fängt gleich an ;-)
Falls ihr euch die Studie mal ausführlich zu Gemüte führen wollt, die übrigens vom Institut Kantar im Zeitraum von Ende Januar bis Mitte April 2019 mit Daten von über 2.000 Befragten durchgeführt wurde: Hier werdet ihr fündig.
via t3n