Dinge, die immer okay waren, müssen es nicht zwangsläufig ewig bleiben: Astrid Lindgren beispielsweise ließ Pippi Langstrumpf jahrzehntelang erzählen, dass ihr Papa “Negerkönig auf ‘ner Südseeinsel” wäre. Es gab Rassismusvorwürfe und mittlerweile ist aus ihrem Vater in den Büchern ein “Südseekönig” geworden. So ähnlich ist es auch seit den Achtzigern, wenn wir irgendein Spiel zocken, in welchem Super Mario zugegen ist, angefangen mit Donkey Kong: Die Prinzessin Peach ist entführt worden, Super Mario muss sie befreien und als Belohnung winkt dann Marios Herzdame, die ihrem Befreier um den Hals fällt.
Für ein amerikanisches Elternpaar ist das ein absolut überholtes Konzept. So überholt, dass man sogar davon absieht, die sechsjährige Tochter Super Mario Run spielen zu lassen! In der New York Times schreibt der Vater nun, dass er es nicht in Ordnung findet, dass Nintendo an diesen Geschlechterrollen so verbissen festhält: Die Prinzessin muss wieder einmal befreit werden, nachdem sie erneut entführt wurde. Vorher hatte sie Mario eigentlich auf einen selbst gebackenen Kuchen eingeladen. Nach der Befreiung schließlich gibt es einen Kuss für Mario – und vermutlich den Kuchen und genau das alles prangert die Familie an: Der Mann rettet das Mädchen und bekommt sie als Belohnung – sie hingegen darf Kuchen backen und sich entführen lassen.
Bestärkt wurde der Mann in seiner Entscheidung, als mit Toadette der zweite weibliche Charakter als “Judge” vorgestellt wurde, tatsächlich aber nicht mehr machen darf als die Regeln erklären und mit der Flagge wedeln am Start und Ende eines Rennens. Chris Suellentrop, so der Name des Vaters, verweist auf die Star Wars-Saga, die mittlerweile auch einen weiblichen Jedi kennt und auf Disneys Film “Frozen”. Seiner Meinung nach gehört das Frauenbild gerade in familienfreundlichen Filmen und Spielen überarbeitet und Nintendo habe dies sträflich vernachlässigt.
Weiter führt er an, dass man Peach und Toadette erst dann als Charakter spielen kann, wenn man sie nach bestimmten Aufgaben freigespielt hat. Das würde nochmal unterstreichen, dass eine Frau in diesem Spiel sowas wie ein Preis sei, den man sich erspielen könne. Fairerweise erklärt er, dass das aber auch für männliche Charaktere im Spiel gilt (was seine Argumentation für mich ad absurdum führt).
Was meint ihr dazu? Muss Nintendo auch in Gender-Fragen Verantwortung übernehmen und sich modernisieren? Muss vielleicht nächstes Mal Prinzessin Peach den kleinen Klempner befreien? Meiner Meinung nach eher nicht. Die Gleichberechtigung der Frau ist ein unfassbar wichtiges Thema – für mein Empfinden zu wichtig, als dass man sich innerhalb eines solchen Spieles so übermäßig daran stoßen müsste. Sagt es mir aber gern in den Kommentaren, wenn ihr den Ansatz des jungen Elternpaares ähnlich seht und euch wünschen würdet, dass Nintendo hier einen anderen Kurs fährt.
Quelle: New York Times via Kotaku