In den letzten Jahrzehnten tobte ein regelrechter Kampf zwischen zwei Lagern. Auf der einen Seite stehen diejenigen Personen, die die Kriminalität durch eine breite Videoüberwachung und mit Gesichtserkennung schnell und einfach bekämpfen wollen. Im anderen Lager finden sich vorwiegend Datenschützer und Menschenrechtsorganisationen, die die vollkommene Überwachung durch den Staat auf jeden Fall verhindern wollen.
Wie bei jeder sachlichen Diskussion hat jede Seite ihre nachvollziehbaren Argumente, Ziel innerhalb einer Demokratie sollte es sein, einen guten Kompromiss aus beiden Meinungen zu finden. Dass die Mittel aber nur der Exekutive zur Verfügung stehen, ist nicht immer garantiert. Ein Beispiel aus Portland zeigt nun, dass Aktivisten inzwischen auch Gesichtserkennungssysteme gegen die lokalen Polizeibehörden verwenden.

Vorangegangen waren Proteste in der Stadt. Um Gewalt gegen Polizeibeamte zu verhindern, wurden diese angewiesen, ihre Identität zu verheimlichen. Namensschilder wurden einfach überklebt. Christopher Howell, ein Einwohner der Stadt, war selbst einmal Teilnehmer an einem Protestmarsch. Als Tränengas auf die Demonstranten abgefeuert wurde, war es natürlich schwer nachzuverfolgen, wer für den Angriff verantwortlich war. Eine Eigenentwicklung sollte dies in Zukunft ändern.
Damit steht Howell nicht alleine da. Colin Cheung entwickelte damals eine ähnliche Lösung, um Polizeibeamte während der monatelang andauernden Proteste in Hongkong zu identifizieren. Mr. Cheung wurde aufgrund dessen festgenommen, sein Projekt logischerweise aufgegeben.

Die Liste von solchen oder ähnlichen Beispielen lässt sich lange fortführen, die Frage hieraus ist aber, wo die Rechte des einen beginnen und wo die des anderen aufhören? Wenn der Staat zur Verbrechensbekämpfung künstliche Intelligenz gegen die eigene Bevölkerung anwenden kann, wieso sollten Protestierende nicht genau die gleichen Rechte haben?
Ein weiteres Thema, welches die Welt in den nächsten Jahren noch beschäftigen wird. Schließlich lassen sich inzwischen Lösungen zur Erkennung von Gesichtern relativ einfach im Internet beschaffen, genügend Übungsmaterial findet man auf Facebook. In Deutschland und Europa wird es da schon schwieriger. Durch die DSGVO sind bereits Videoaufnahmen (wie beispielsweise von Dashcams) eine gesetzliche Grauzone, von Gesichtserkennung ganz zu schweigen.