Machen wir uns nichts vor, selbstfahrende Autos werden irgendwann auch auf unseren Straßen völlig normal sein. Wann es tatsächlich so weit sein wird, bei all den notwendigen Anpassungen in der Gesetzgebung, der Straßenverkehrsordnung und den Versicherungsbedingungen steht auf einem anderen Blatt – vermutlich werden andere Länder da etwas mehr Tempo vorlegen als Deutschland.
In den USA – speziell in Kalifornien und Nevada – ist man schon einen ganz Schritt weiter als hierzulande. In dem erstgenannten Bundesstaat rollen mittlerweile Google Self Driving Cars über öffentliche Strassen, andernorts darf schon der erste Autonomous Truck von Freightliner mit einem speziellen Kennzeichen die ersten öffentlichen Strecken zurücklegen. In vorherigen Testfahrten erwies sich vor allem eine Sache als Sicherheitsrisiko: der auch weiterhin am Strassenverkehr beteiligte Mensch. So resümiert dann auch Don Dahlmann in einer seiner Kolumnen ganz kategorisch, dass bei allen Vorbehalten gegen die Technologie die Gegener einfach falsch liegen.
Doch auch in Deutschland geht es weiter vorwärts, wenn auch nur in etwas kleineren Schritten. Die A9 ist mittlerweile vom Verkehrsminister persönlich zur offiziellen Teststrecke für selbstfahrende Autos erklärt worden, auf der u.a. der Audi A7 „Jack“ im pilotierten Modus unterwegs ist. Die öffentlichen Diskussionen zu dem Thema, auch in der Politik und der Automobilindustrie halten sich dabei noch ziemlich in Grenzen. Das alles scheint noch zu weit weg, man will vermutlich auch keine Vorurteile bedienen oder falsche Hoffnungen wecken und irgendwie hat das Thema neben der Maut, dem Führerschein ab 16, der Abwrackprämie, dem ADAC-Skandal und anderen Aufregern nie den Platz gefunden, den es eigentlich längst verdienen würde. Hinzu kommt: es gibt tatsächlich länderspezifische Unterschiede. So fehlt es beispielsweise in weiten Teilen der USA an öffentlichen Verkehrsmitteln, besonders im Vergleich zu vielen europäischen Ländern.
Wenn es um derart radikale Änderungen im Automobil-Bereich geht, kommt selbstverständlich zwangsläufig auch das Thema E-Mobility auf den Tisch. Natürlich würde es Sinn machen, wenn sich zwei quasi parallel ablaufende Entwicklungen – also einerseits selbstfahrende Autos und andererseits Elektrofahrzeuge – am Ende in einem Produkt vereinen. Spätestens dann fällt zwangsläufig der Name Tesla.
Die Amerikaner mit den schnittigen Elektroautos werden schon länger als einer der heissesten Kandidaten für selbstfahrende Autos gehandelt und würden damit ihr „disruptives“ Image innerhalb der Automobilbranche bestätigen. Erst kürzlich würden Tesla vom renommierten MIT zur momentan „Smartest Company“ gekürt und platzierte sich weit vor den üblichen Kandidaten Google, Amazon oder Apple. Mit dem Tesla Model 3 hat man schon für Anfang 2016 ein äusserst erschwingliches Elektro-Auto für Einsteiger angekündigt und auch im Bereich Akku-Technologien ist man alles andere als untätig.
Soviel Rambazamba weckt selbstverständlich auch das Interesse anderer Unternehmen. Zwischenzeitlich wurde gemunkelt, dass irgendein Konkurrent Tesla einfach aufkaufen werde, mit unterschiedlichen Prognosen. Die einen hofften – bei einem Kauf durch Apple oder Google – auf den grossen Durchbruch der Technologie, die anderen befürchteten – bei einem Kauf durch einen anderen grossen Autohersteller – den endgültigen Tod der gesamten Elektro-Auto Branche.
Mit Uber – dem international in der Kritik stehenden Chauffeur-Dienst – meldet sich nun ein weiteres Unternehmen zum Thema selbstfahrende Elektro-Autos zu Wort. Auf einer Konferenz der fünf bekanntesten Risikokapital-Firmen wurden die Themen besprochen, die bereits in den kommenden fünf (!) Jahren die Welt nachhaltig verändern werden. Die genannten Bereiche sind allesamt hochinteressant, doch in den Konzern-Zentralen der beiden grossen Automobil-Nationen USA und Deutschland dürfte vor allem Steve Jurvetson für Stirnrunzeln und die ein oder andere Schweissperle auf selbiger Kopfpartie gesorgt haben.
Juvertson plauderte nämlich aus dem Nähkästchen und verriet etwas, was ihm der der Co-Founder und CEO von Uber Travis Kalanick bei einer anderen Gelegenheit mitgeteilt habe. Tesla-Autos würden bereits 2020 autonom fahren. Und wenn das so sei, dann würde Uber kurzerhand die gesamte erwartete Jahresproduktion von 500.000 Stück kaufen.
Man muss das vielleicht erst noch einmal sacken lassen, bevor man sich die Dimensionen vorstellen kann. Zum einen ist da der Faktor Zeit. Fünf Jahre hören sich sehr lange an, aber letztendlich bedeutet das, dass ihr euren Kollegen und Freunden ab dem heutigen Tag noch 260 Mal ein Schönes Wochenende wünscht – das wars, mehr nicht.
Andererseits mag man bei einem Blick auf die vielbefahrenen Strassen denken, dass 500.000 Fahrzeuge nicht unbedingt viel sind, doch auch das relativiert sich ziemlich schnell: Mercedes-Benz hat im zurückliegenden Jahr 1,65 Millionen Fahrzeuge abgesetzt, also nur etwas mehr die dreifache Menge – ein international renommierter Hersteller mit einem funktionierenden Filialnetz. Im laufenden Jahr hofft man auf 2 Millionen Fahrzeuge, für 2020 – also in den besagten fünf Jahren – gibt man ein Minimalziel von 2,6 Millionen verkauften Fahrzeugen aus und kalkuliert in diese Prognosen einen dann evtl. bereits existierenden Tesla-Konkurrenten ein.
Andererseits sollte man natürlich beachten, dass der Uber-Chef Travis Kalanick für seine provokanten Sprüche und Übertreibungen bekannt ist. Momentan macht das Unternehmen mit seinem Chauffeur-Dienst mehr Verlust als Umsatz, steht international in der Kritik und kämpft auf seinem Expansionskurs an mehreren Fronten. Mittlerweile ist man zwar ein wenig schmusiger unterwegs und will – zumindest in Übergangsphasen, so scheint es – regionale gesetzliche Bestimmungen wie Personenbeförderungsregelungen einhalten, aber im Großen und Ganzen geht es dem Unternehmen natürlich um die Steigerung der eigenen Gewinne.
So ist dann auch der u.U. tatsächlich ernstgemeinte Hinweis an Tesla zu verstehen. Uber geht es mit Sicherheit nicht um eine schadstoffarme Fahrzeugflotte zum Schutz der Umwelt. Vielmehr sucht das Unternehmen schon heute nach Möglichkeiten, langfristig den (teuren) Unsicherheitsfaktor Mensch zu eliminieren. Wenn Tesla das tatsächlich als eines der ersten Unternehmen bieten kann, dann könnte die Firma mit der Kombination aus zwei Technologien tatsächlich … naja, eben die Welt verändern.
Alles eine Frage der zukünftigen Partnerschaften.
Tesla Model S im „Insane Mode“
Quelle: forbes.com