Update vom 28. Oktober 2016
Daniel AJ Sokolov fasst bei heise.de noch einmal schön zusammen, worauf wir bereits in unserer gestrigen Meldung hingewiesen haben: der Quartalsgewinn von Tesla basiert hauptsächlich auf einer Reihe von buchhalterischen Tricks, die nicht zufällig zu diesem Zeitpunkt angewendet werden. Elon Musk benötigt für den Merger mit SolarCity dringend die Zustimmung wohlwollend gestimmter Investoren.
Neben den bereits erwähnten einmaligen Einnahmen aus dem Zero Emission Vehicle (ZEV) Program scheinen insbesondere Verzögerungen beim Bau der Gigafactory für ungewöhnlich hohe Reserven zu sorgen. Dies wiederum wäre für die gesteckten Produktionstermine und Produktionsmengen eine mittlere Katastrophe, die Quittung bekämen die Aktionäre aber erst später.
„Noch am 3. August hatte Tesla angegeben, bis Jahresende mehr als 1,5 Milliarden Dollar investieren zu wollen, ‚um den beschleunigten Produktionsplan für das Model 3 zu unterstützen‘. Tatsächlich geworden sind es im dritten Quartal aber nicht einmal 248 Millionen. Da fehlt ungefähr eine halbe Milliarde Dollar.“ Daniel AJ Sokolov, heise.de
via heise.de
Original-Artikel vom 27. Oktober 2016
Tesla bleibt überraschend in der Spur und schreibt schwarze Zahlen
Ein Jahr vor der Auslieferung des Tesla Model 3 schreiben die Kalifornier zum ersten Mal seit drei Jahren wieder schwarze Zahlen. Nach einem Verlust von 293,2 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum (Q3/2015) konnten die Kalifornier nun einen Gewinn von 21,9 Millionen Dollar in den Büchern notieren.
Viele Analysten hatten nach der langen Durststrecke mit schlechteren Zahlen gerechnet. Die Börse honorierte den überraschenden Erfolg mit einer nachbörslichen Steigerung des Aktienkurses von über sechs Prozent. Damit konnte Tesla zumindest einen Teil der erheblichen Verluste aus den zurückliegenden drei Monaten wieder aufholen und kursiert nun nur noch leicht unter der Börsennotierung, die man im Oktober 2015 hatte.
Musk hatte seine Mitarbeiter vor einigen Wochen aufgefordert, am Quartalsende zum Endspurt anzusetzen und mehr Fahrzeuge zu produzieren und zu verkaufen. Der dramatische Appel des CEO hatte offenbar den dringend benötigten Erfolg, die Einnahmen stiegen im Vergleich zum dritten Quartal 2015 um satte 145% auf 2,3 Milliarden US-Dollar. Das Model X und das Model S seien in den zurückliegenden Monaten 25.185 Mal vom Band gelaufen, dies entspräche einer Steigerung von 92% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch im laufenden Quartal will Tesla über 25.000 Fahrzeuge produzieren.
Automobil-Experten lesen aus den Zahlen auch die Information, dass Tesla mit dem Hochfahren der Produktion langsam den Gewinn pro produziertem Fahrzeug steigert. Bisher mussten sich die Kalifornier den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nicht skalieren können und mit jedem produzierten Fahrzeug tiefer in die roten Zahlen rutschen. Ein Grund für den gestiegenen Gewinn pro Fahrzeug dürfte auch sein, dass Tesla seinen Käufern nun keine Rabatte mehr einräumt, welche die Marge schmälern.
“We were able to have our best quarter ever and achieve GAAP profitability and are headed for our best fourth quarter.” Elon Musk
[Update 03:45 Uhr] Ein wesentlicher Grund für die Ausweisung des Quartalsgewinns scheinen Teslas Verkäufe von sogenannten California Zero Emission Vehicle Credits zu sein. Das Unternehmen nahm mit dem Verkauf dieser „Zertifikate“ an andere Autohersteller 138,5 Millionen US-Dollar ein – mehr als jemals zuvor. Fahrzeugbauer müssen in Kalifornien eine bestimmte Quote an emissionsfreien Fahrzeugen nachweisen. Erreichen sie diese Quote nicht, drohen Strafzahlungen. Um diese zu vermeiden, können sie sich den nötigen Nachweis bei einem anderen Hersteller wie Tesla besorgen, der die Quote über-erfüllt. Das Prozedere erinnert an den umstrittenen Handel mit Emissionsrechten.
Tesla rechnet damit, dass die Einnahmen in diesem Bereich im vierten Quartal erheblich zurückgehen werden.
In den vergangenen Tagen hatte eine Umstellung des Quartals-Reportings bei einigen Analysten für Kopfschmerzen gesorgt. Tesla hatte angekündigt, dass man die meisten der bisher in den Bilanzen vorhandenen non-GAAP Anpassungen nun nicht mehr berücksichtigen wolle, was eine Vergleichbarkeit der Zahlen erschwert. Mit der angepassten Berechnungsmethode meldet Tesla nun einen Gewinn von 14 Cent pro Anteilsschein, nach Verlusten von 58 Cent pro Anteilsschein im Vorjahr.
[Update 04:15 Uhr] Bei Bloomberg und dem Wall Street Journal macht man darauf aufmerksam, dass Tesla im laufenden Quartal überproportional hohe Verbindlichkeiten und Rückstellungen ausweise, die das Unternehmen im kommenden Quartal zu zahlen habe. Die Analysten führen das auf ein verlängertes Zahlungsziel bei Lieferanten zurück.
Zudem habe Tesla die Ausgaben im Bereich Forschung und Entwcklung (R&D) erneut zurückgefahren, diese befinden sich nun auf einem Allzeit-Tief.
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