Der kalifornische Autobauer Tesla entlässt weitaus mehr Mitarbeiter als zunächst erwartet. Zur Monatsmitte war bekannt geworden, dass zwischen 400 und 700 Mitarbeiter der Autofabrik im kalifornischen Freemont gekündigt werden, nun sollen auch einige hundert Mitarbeiter der Tochterfirma Solarcity ihren Job verlieren. Die offizielle Begründung: die betroffenen Arbeiter bringen nicht genügend Leistung.
Tatsächlich kämpft Tesla momentan mit einer nicht zufriedenstellenden „Leistung“. Von den ursprünglich angekündigten Produktionsmengen des Hoffnungsträgers Model 3 ist man offenbar noch weit entfernt, mit der Serienfertigung scheint man auf unerwartete Probleme zu stoßen. Ob daran unmittelbar die Leistung einzelner Mitarbeiter oder nicht vollständig funktionierende Produktionslinien Schuld sind, ist unklar.
Solarcity baut Solarstromanlagen und Ladestationen, darunter die sogenannten Powerwalls und die kürzlich angekündigten Solar-Dachziegel. Tesla hatte das bis dahin nicht sonderlich erfolgreiche Unternehmen im vergangenen Jahr für rund 2,6 Milliarden US-Dollar übernommen, um sein Produktportfolio zu ergänzen und abzurunden. Die in den Fahrzeugen eingebauten Akkus und Batteriemodule werden in Kooperation mit Panasonic in der sogenannten “Gigafactory” gefertigt, die irgendwann mit Solarmodulen bedeckt und von Windkraftanlagen umgeben sein soll – bisher ist davon noch nichts zu sehen.
Nun meldet der Nachrichtensender CNBC, dass ein paar hundert Mitarbeiter an den Standorten in Kalifornien, Nevada, Arizona und Utah das Unternehmen verlassen müssen. Ihre “Beurteilungen” hätten gezeigt, dass sie nicht die erforderliche Leistung bringen. Dies wiederum wurde von mehreren ehemaligen und derzeitigen Mitarbeitern bestritten: derartige Leistungsbeurteilungen habe es bei Solarcity nie gegeben, der Grund sei frei erfunden. Drei Mitarbeiter, die von der Personalabteilung eine Kopie dieser angeblich existierenden “Leistungsbeurteilung” eingefordert hätten, hätten kein solches Papier erhalten.
Das Büro im kalifornischen Roseville bleibt mit circa 50 Mitarbeitern erhalten, rund 200 Mitarbeiter werden entlassen. Über die genaue Zahl der Entlassungen an den anderen Standorten ist nichts bekannt. CNBC geht von mindestens 1.200 Mitarbeitern aus, die bei Tesla und Solarcity ihren Job verlieren werden. Nach eigenen Angaben sind momentan circa 33.000 Menschen bei Tesla beschäftigt, somit betreffen die Kündigungen rund 4% der Belegschaft.
Unter den von Tesla gekündigten Menschen sollen sich neben Produktionsmitarbeitern auch Ingenieure und Manager befinden. Eine Vorwarnung – vergleichbar mit einer hierzulande üblichen “Abmahnung” – habe es für die Betroffenen nicht gegeben, dies ist auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt wohl nicht sonderlich verbreitet.
Tesla war im Frühjahr in die Kritik geraten, weil Mitarbeiter von unüblich niedrigen Löhnen, vielen Überstunden und häufigen Unfällen berichtet hatten. Der britische Guardian hatte Mitarbeiter zitiert, die von “katastrophalen Arbeitsbedingungen”, 12-Stunden-Schichten an sechs Tagen in der Woche und mehr als 100 Notfällen sprachen.
via gruenderszene.de