Lange Zeit hatte Tesla das Image eines übermütigen Emporkömmlings, der aus dem Stand versucht, die ganze Autobranche auf den Kopf zu stellen. Ebenso lange sagten Experten dabei dem innovativen Autohersteller das typische Schicksal eines First-Drivers voraus. Diese haben oft neue Geschäftsmodelle und gute, innovative Ideen, aber scheitern in der Umsetzung an Geschäftsschwierigkeiten, mangelndes Kapital, zu wenig Nachfrage etc.
In der fünfzehnjährigen Geschichte von Tesla konnten Kritiker dies vermutlich bis zuletzt behaupten. In der Corona-Krise zeigt sich aber, dass sich die Verhältnisse durchaus geändert haben. Tesla ist nach Marktkapitalisierung nun der wertvollste Autobauer der Welt mit 165,85 Mrd. Euro. Zwar ist dies bis jetzt natürlich nur eine Momentaufnahme, aber dennoch ein starkes Zeichen dafür, dass Tesla in der Wahrnehmung des Marktes am besten für die Zukunft positioniert ist.
Teslas Marktkapitalisierung wuchs im vergangenen Jahr rasant an. Lange lag die Marktkapitalisierung unterhalb von 50 Milliarden Euro Marktkapitalisierung. Vor etwa einem Jahr begann aber eine steile Rallye, die noch steiler wieder zu alten Höhen zurückführte. Der Kurs erholte sich aber wieder genauso stark. Vor allem deutsche Autohersteller schwächelten zuletzt im Vergleich. Volkswagens Marktkapitalisierung hatte sich in der Corona-Krise halbiert, erholte sich inzwischen aber wieder auf 68,2 Mrd. Euro Marktkapitalisierung. Die letzte Hürde war damit Toyota, das auf US-Seiten mit 176 Mrd. US-Dollar (in Euro 157,4 Mrd.) Marktkapitalisierung aufgelistet wird.
Allerdings kommt es hier zu einer Uneinigkeit bei den Börsenportalen. So zeigt zum Beispiel finanzen.net, dass die Market Cap eigentlich bei 185,99 Mrd. Euro bei Toyota liegt. Demnach wäre Toyota noch immer der wertvollste Autobauer. Woher kommt aber der Unterschied von immerhin mehr als 28 Mrd. Euro?
Toyota hält etwa 14% der eigenen Aktien. Es ist daher Interpretationssache, ob man diese in die Marktkapitalisierung mit einberechnet oder nicht. Theoretisch kann Toyota diese Aktien jederzeit auf den Markt werfen. In der Praxis halten viele Unternehmen ihre eigenen Anteile locker über Jahrzehnte und nehmen die Anteile somit langfristig vom Markt. Die Börsenportale entscheiden sich mal so und mal so, aber natürlich immer auf der eigenen Seite einheitlich.
Bei Toyota ist es allerdings nicht der Fall, dass die eigenen Aktien lange gehalten werden. Der japanische Hersteller kauft und verkauft immer wieder mal eigene Anteile. In diesem konkreten Beispiel scheint es also richtiger, Toyota die eigenen Anteile mit anzurechnen.
Dennoch tut dies wenig von Teslas Erfolg ab. Denn die zuletzt demonstrierte Stärke des Kurses ist immer noch bemerkenswert. Es ist ein Indiz dafür, dass dem Elektro-Auto die Zukunft gehören dürfte. Besonders die Corona-Krise dürfte dies offenbart haben. Diese Meinung mag in Deutschland zwar noch belächelt werden, aber es ist bereits absehbar, dass die E-Autos bald schon energieeffizienter als Autos mit Verbrennungsmotoren sein werden. In anderen Ländern aber zugegebenermaßen vermutlich früher als in Deutschland.
Doch auch Tesla zeigt nach wie vor Kinderkrankheiten, hat mit Produktionsschwierigkeiten und Mängeln in der Produktion zu kämpfen. Dennoch oder gerade deshalb expandiert das Unternehmen stark. Nach Berlin und Shanghai soll nun auch in Texas eine neue Produktionsstätte eröffnet werden. Ein Zeichen für wirtschaftliche Stärke und Zuversicht.