Nur einen Tag vor der Bekanntgabe der neuen Quartalszahlen bekommt Elon Musk in den USA die volle Breitseite. Die Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports hat ihren neue Car Reliability Survey veröffentlicht und fällt zum Model X ein vernichtendes Urteil. Das Fahrzeug der Kalifornier sei fehleranfällig, „eher protzig als praktisch“ und platziere sich in puncto Zuverlässigkeit in der Liste der insgesamt 29 bewerteten Autos auf Platz 25.
Consumer Reports hat in den Vereinigten Staaten einen Stellenwert wie hierzulande die Stiftung Warentest. Die schlechte Bewertung eines Produkts gilt als Desaster und hält normalerweise viele Interessenten von einem Kauf ab. Das Model X ist neben dem Model S Teslas Flaggschiff und kostet hierzulande zwischen 93.400 und 147.600 Euro. Tesla hatte mit dem Model X sein neues autonomes System vorgestellt, mit dem die Kalifornier den Markt für selbstfahrende Autos revolutionieren wollen.
Geht es nach den bisherigen Käufern, sollte Tesla sich lieber auf die Behebung der unzähligen Macken und Fehler konzentrieren, die für ein Auto in dieser Preisklasse einfach nicht angemessen sind.
Kunden berichten u.a. von erheblichen Problemen mit den schicken “Falkentüren”, den Schlössern und Verriegelungen, der Geräuschisolierung, der Klimaanlage, der Elektronik und dem Power Equipment. Unter allen getesteten mittelgroßen SUVs schnitt Tesla damit am schlechtesten ab.
Die Auto-Experten von Consumer Reports wundert die Vielzahl an Fehlern nicht. Tesla habe auf der eigentlich simplen Plattform viel zu viele komplizierte Features unterbringen wollen. Anscheinend war Elon Musk bei der Präsentation des Fahrzeugs unbedingt auf einen ersten Wow-Effekt aus und beging dabei den klassischen Fehler eines Autobauers, dem die Erfahrung fehlt. Das Ergebnis ist ein Sammelsurium aus netten Features, die in vielen Bereichen fehleranfällig sind und das Fahrzeug immer wieder in die Werkstatt treiben. Musk selbst gab zu, dass man wohl ein wenig zu ambitioniert gewesen sei, bezeichnete das Model X aber dennoch als das “beste Auto aller Zeiten”.
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Bereits im vergangenen Jahr wurden dem Model S nach anfänglicher Begeisterung ebenfalls schlechte Noten in puncto Zuverlässigkeit ausgestellt. Bei diesem Fahrzeug hat Tesla aber offenbar nachgebessert, hier sprechen die Experten nun eine Empfehlung aus. In einer ersten Stellungnahme auf die desaströse Platzierung für ein weiteres Fahrzeug wies Tesla darauf hin, dass man in der Zwischenzeit auch viele Fehler des Model X angegangen sei und gelöst habe.
Experten befürchten, dass Tesla auch beim anstehenden Model 3 mit anfänglichen Problemen zu kämpfen haben wird. Das für 2017 angekündigte Fahrzeug soll in Stückzahlen produziert werden, die weit über denen des Model S und Model X liegen. Falls Tesla bei diesem Auto mit vergleichbaren Beschwerden und Gewährleistungsansprüchen konfrontiert wird, würde das auch die Kosten des ohnehin verlustreichen Unternehmens in die Höhe treiben. Zudem könnten potentielle Interessenten abgeschreckt werden und zu erfahrenen Fahrzeugherstellern wechseln, die bis dahin ebenfalls konkurrenzfähige Modelle anbieten wollen.