Die Bestätigung dazu lieferte jüngst Elon Musk, der exzentrische, in den Medien häufig präsente Gründer des Autokonzerns. Der Hersteller soll an eigenen Prozessoren entwickeln, diese sollen auf AI und maschinelles Lernen optimiert werden. Die Erfahrung dafür soll von Apple Ingenieuren kommen. Tesla hat einige (mehr oder weniger) bekannte Größen aus Cupertino abgeworben, darunter kurzfristig auch den ehemaligen Swift- und LLVM-Chef Chris Lattner.
Lattner geht zu Tesla – und verlässt den Autohersteller wieder
Die neuen Bemühungen im Bereich Prozessoren wurden von Pete Bannon geleitet, einem Ingenieur, der die Entwicklung des A5-Chips im Herzen des iPhone 5 überwacht und seitdem an einer Reihe von iPhone-Chips gearbeitet hatte.
Die ersten Gerüchte um eine eigene Chipproduktion bzw. ein eigenes Design bei Tesla gab es bereits vor einigen Monaten. Jetzt äußert sich Musk selbst dazu und gibt an, dass der Konzern in den letzten zwei bis drei Jahren im Geheimen an eigenen Prozessoren gearbeitet hat. Musk geizt – wie immer – nicht mit Superlativen. Er bezeichnete die neue Eigenentwicklung als „den fortschrittlichsten Computer der Welt, speziell für den Betrieb autonomer Autos“.
„Vor zwei Jahren, als ich zu Tesla kam, machten wir eine interne Erhebung über alle neuronalen Netze, einschließlich GPUs, die es im Konzern gibt“, sagte Bannon über seinen Auftrag. Er fuhr fort: „So ziemlich überall, wo wir gesucht haben, egal ob im Umfeld von CPU oder einer GPU, haben sich alle mit neuronalen Netzwerken beschäftigt und diesen Funktionen hinzugefügt. Niemand hat die Idee von Grund auf neu gedacht – was wir gerne tun wollten. Wir hatten den Vorteil, dass wir sehen konnten, wie die neuronalen Netzwerke von Tesla damals aussahen und wie sie in Zukunft aussehen würden. Wir waren in der Lage, all dieses Wissen und unsere Bereitschaft, uns ganz auf diese Art der Datenverarbeitung zu konzentrieren, zu nutzen, um ein Design zu entwickeln. Es ist dramatisch effizienter und leistungsfähiger als das, was wir heute haben.“
Der neue Prozessor soll „deutlich mehr Operationen je Sekunde“ im Vergleich zu „aktueller Nvidia-Hardware“ liefern können. Die neue Hardware ist abwärtskompatibel zur aktuellen Generation von Tesla-Fahrzeugen, sodass Tesla die alte Hardware austauschen kann. So sollen auch aktuelle Fahrzeuge einen großen Leistungsschub erhalten können.
Der Schlüssel zum Erfolg soll das von Bannon angesprochene Design sein. Tesla ist in der Lage, seine neuronalen Netze „direkt auf der Platine“ ausführen zu können. Viele Systeme verlieren durch die Übertragung zwischen CPU und GPU, die neue Tesla-Lösung integriert beide Komponenten direkt.
Tesla vertreibt seit zwei Jahren einige Modelle unter dem Label „selbstfahrend“, die Realität sieht aber deutlich anders aus. Abgesehen von mangelhafter Software reicht auch die Prozessorleistung bei Weitem nicht aus. Der neue „Hardware 2“-Chip soll hier Verbesserungen bringen. Kunden die bereits in der Vergangenheit 3.000 US-Dollar für den Autopiloten bezahlt haben, werden wahrscheinlich dennoch Pech haben. Wie Tesla die neuen Prozessoren anbieten wird, ist aktuell noch fraglich, wir gehen aber nicht von einem kostenlosen Upgrade aus.
Nvidia kündigt mit Bosch neue Systeme für selbstfahrende Autos an
„Es ist ein erstaunliches Design und wir wollen unser Chip-Team so schnell wie möglich vergrößern und in dieses investieren“, sagte Musk. Damit wäre der Wettkampf rund um die Prozessoren in selbstfahrenden Autos eröffnet. Während Nvidia bereits viele Firmen mit Hardware versorgt und immer wieder bewiesen hat, dass geliefert werden kann, muss Tesla den schwierigsten Schritt überhaupt machen: Denn erste Ankündigungen und große Worte allein werden die autonomen Fahrzeuge der Zukunft noch nicht betreiben können – bzw. war Tesla im Ankündigen immer sehr gut, im Ausliefern dann eher weniger.
Via Ars Technica