Der Elektroauto-Hersteller Tesla hat im verhangenen Quartal mehr als 25.000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert und damit einen “Absatzrekord” in der Unternehmensgeschichte aufgestellt. Gegenüber dem relevanten Vergleichszeitraum im vergangenen Jahr betrug das Wachstum satte 69 Prozent. Die Aktie der Kalifornier legte zu, rein rechnerisch ist Tesla auf dem bisherigen Allzeithoch nun mehr wert als die Traditionsmarke Ford. Doch nach einem zweiten Blick sind die Zahlen des Unternehmens von Elon Musk weitaus weniger beeindruckend.
Der zeitweilig erreichte Höchststand der Tesla-Aktie von 297,21 US-Dollar am gestrigen Montagabend sorgte dafür, dass Tesla an der Börse kurzzeitig rund 48 Milliarden US-Dollar wert war, während Ford nach einem Rückgang des Aktienkurses um rund 2,5% nur noch mit rund 44 Milliarden US-Dollar bewertet wurde.
Wie weit eine solche Bewertung vom momentanen Zustand eines Unternehmens abweicht und wieviel (richtige oder falsche) Hoffnung in so einem Aktienkurs steckt, offenbart ein Blick auf die tatsächlich verkauften Fahrzeuge. Tesla setzte zwischen Januar und März weltweit rund 25.000 Fahrzeuge (13.450 Model S und 11.550 Model X) ab und kann nun rückblickend auf einen “Rekordabsatz” von 80.000 Fahrzeuge binnen einen Jahres stolz sein.
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Tesla trickst sich zum Quartalsgewinn
Ford verkaufte im zurückliegenden Jahr rund 6,7 Millionen Autos, also die dreiundachtzigfache Menge und setzt damit an jedem Werktag (Montag bis Freitag) mehr Autos ab, als Tesla in einem ganzen Quartal an den Mann oder die Frau bringt. Ford machte in den zurückliegenden Jahren einen Reingewinn von rund 26 Milliarden US-Dollar, Tesla verzeichnete in diesem Zeitraum einen Verlust von 2,3 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz des zweitgrößten amerikanischen Autobauers lag im Jahr 2016 bei rund 152 Milliarden US-Dollar, während Tesla gerade einmal 7 Milliarden US-Dollar umsetzen konnte.
Zudem basiert das mit wenigen hundert Fahrzeugen nur sehr geringe Plus gegenüber dem letzten Quartal de facto auf Produktionsschwierigkeiten, Auslieferungsproblemen und verfehlten Absatzprognosen in den Monaten Oktober, November und Dezember 2016. Tesla konnte eine für seine Maßstäbe vergleichsweise hohe Zahl von Fahrzeugen nicht zeitnah ausliefern, viele Kunden warteten wesentlich länger auf ihr bestelltes Fahrzeug. Diese Wagen verließen nun in den zurückliegenden drei Monaten das Werk, was zum “Rekordabsatz” im ersten Quartal 2017 führt.
Ein genauerer Blick auf die die beiden Modelle “S” und “X” offenbart weitere Details. Im Vergleich zum dritten Quartal 2016 musste Tesla beim Model S sogar einen Rückgang von mehr als 2.300 Fahrzeugen verzeichnen. Das zwischenzeitlich steuerlich geförderte und als “Luxuslimousine” kategorisierte Fahrzeug verkauft sich also wesentlich schlechter als zuvor, der Rückgang wird aber durch die gestiegenen Verkaufszahlen des Model X kompensiert. Dieser Anstieg war wiederum vorherzusehen, immerhin scheint man bei Tesla die anfänglichen Verarbeitungsmängel beim tonnenschweren Elektro-SUV mittlerweile im Griff zu haben.
Obwohl Elon Musk bereits im Vorfeld einen Absatz von 50.000 Fahrzeugen in der ersten Jahreshälfte 2017 angestrebt hatte, zeigten sich die Analysten und Anleger von der Punktlandung (25.000 Autos) so überrascht, dass sie nun größere Hoffnungen in die weitere Entwicklung des Unternehmens setzen. Bereits in wenigen Monaten will Elon Musk seine Fertigungsstraßen für das kommende Mittelklasse-Stromers Model 3 auf eine 2018er-Jahresproduktion von 500.000 Fahrzeugen vorbereiten.