Der kalifornische Autobauer Tesla hat in einigen US-amerikanischen Bundesstaaten die Tarife für die Nutzung seines Supercharger-Netzwerk massiv angehoben. Dies berichtet das Fachportal electrive.net unter Berüfung auf verschiedene Einträge in Sozialen Netzwerke und Foren. In Washington soll sich der Preis je Kilowattstunde von 11 auf 25 Cent mehr als verdoppelt haben. Im US-Bundesstaat Virginia stieg der Tarif auf 21 Cent pro Kilowattstunde, in Illinois auf 25 Cent, in Kalifornien auf 26 Cent. In Oregan stieg der Preis pro Kilowattstunde von 12 Cent auf 24 Cent – da liegt er nun auch in New York, allerdings fällt die Steigerung von ursprünglich 19 Cent nicht ganz so hoch aus.
Das sonst so kommunikationsfreudige Unternehmen hob die Preise ohne jede Vorwarnung an, dementsprechend überrascht zeigen sich die bis zum Ladevorgang ahnungslosen Besitzer. Die Ladeinfrastruktur von Tesla gilt als hochdefizitäres Geschäft, der Ausbau mit entsprechenden Ladepunkten verschlingt Unsummen. Tesla hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass man mit den Superchargern gar kein Geld verdienen wolle.
Cheapskate millionaires today on the Saturday afternoon Supercharger line in Menlo Park… Don't let anyone tell you $TSLA isn't ready for "the mass market"!$TSLAQ pic.twitter.com/9MiVyb0Q71
— Mark B. Spiegel (@markbspiegel) January 28, 2018
Experten erwarten, dass Tesla mit der Auslieferung des Model 3 noch höhere Investitionen in die Ladeinfrastruktur tätigen muss. Schon heute sind an bestimmten Wochentagen oder zu bestimmten Uhrzeiten viele Supercharger belegt, wenn es im Einzugsgebiet oder auf den entsprechenden Strecken eine etwas höhere Zahl von zugangsberechtigten Fahrzeugen gibt.
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Kunden, die ein höherpreisiges Model S oder Model X vor dem Jahrewechsel erworben haben, sind von den nun u.U. verdoppelten Preisen nicht betroffen. Ihnen gesteht Tesla eine unbegrenzte Gratis-Nutzung der Supercharger zu, wovon diese Klientel auch fleissig Gebrauch zu machen scheint. Kunden, die ihr Fahrzeug erst 2018 erworben haben, bekommen 400kWh pro Jahr gratis, das reicht für ein paar “Tankfüllungen” bzw. rund 1600 Kilometer. Zudem gibt es eine Bonus-Aktion über sogenannte Referal-Codes, mit denen man sich weiterhin die kostenlose Supercharger-Nutzung sichern (und dem Inhaber des Codes ein paar Extras verschaffen) kann.
Gegenüber electrek.co äußerte sich Tesla zur überraschenden Preissteigerung in den Bundesstaaten:
“Wir passen gelegentlich die Tarife an, um die aktuelle Elektrizität und Nutzung vor Ort widerzuspiegeln. Übergeordnetes Prinzip ist, dass Supercharging immer deutlich günstiger bleibt als Benzin, da wir nur einen Teil unserer Kosten decken und gleichzeitig ein faires System für alle schaffen wollen. Dies wird niemals ein Profitcenter für Tesla sein.” Tesla
Die neuen Tarife lassen sich nun auf einer Website einsehen. In verschiedenen Bundesstaaten rechnet Tesla nicht pro Kilowattstunde, sondern pro Minute ab. Neben der sicherlich für einige Kunde ärgerlichen Preiserhöhung werfen die neuen Preise auch Fragen nach zukünftigen Geschäftsbereichen auf. Tesla hatte im Rahmen der Vorstellung des elektrischen Semi-Trucks versprochen, dass kaufwillige Speditionen mit rund 7 Cent pro Kilowattstunde kalkulieren sollen.
Unklar ist, ob in anderen Ländern ebenfalls eine vergleichbar hohe “Tarifanpassung” geplant ist. Sie kämme dann jedenfalls nicht ganz so “überraschend”.