Tesla hat den eigenen ehemaligen Chef-Entwickler der Autopilot-Entwicklung sowie den ehemaligen technischen Leiter von Googles Self Driving Project verklagt. Der kalifornische Hersteller von teilautonom fahrenden Elektroautos wirft Sterling Anderson den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und vertraulichen Informationen vor. Außerdem sollen Mitarbeiter von Tesla unzulässig abgeworben worden sein, um bei Chris Urmsons Start-Up “Aurora Innovation” zu arbeiten.
Sterling Anderson war von zwei Jahre lang bei Tesla beschäftigt und verließ das Unternehmen im Januar 2017. Zuletzt war er der Director of Autopilot Programs und somit federführend an der Entwicklung des “Autopiloten beteiligt. Chris Urmson war bis zum Sommer 2016 in ähnlicher Position bei Googles Self-Driving-Division tätig und gründete danach sein eigenes Unternehmen Aurora Innovation.
Tesla wirft Sterling Anderson vor, er habe vor seinem Abgang mehrere „hundert Gigabyte“ an vertraulichen Daten mitgenommen. In einer am gestrigen Donnerstag eingereichten Klage geht Tesla davon aus, dass die Informationen bei Aurora Innovation genutzt werden sollen. Die Firma will ebenfalls selbstfahrende Autos bauen bzw. entsprechende Technologien entwickeln.
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In der Klageschrift geht Tesla davon aus, dass Anderson zur Vertuschung seines Diebstahls zudem die Zeitstempel von Dateien auf Rechnern des Unternehmens verändert und andere Daten gelöscht habe. Der Chef-Entwickler soll schon vor seinem endgültigen Abgang bei Aurora Innovation involviert gewesen sein und hätte den Diebstahl dementsprechend geplant.
Chris Urmson wird besonders vorgeworfen, dass er zusammen mit Sterling Anderson versucht habe, insgesamt zwölf Entwickler von Tesla abzuwerben. Damit habe insbesondere Anderson gegen ein vertraglich vereinbartes Abwerbeverbot verstoßen, das zwischen ihm und Tesla existiere. Tatsächlich seien zwei Mitarbeiter von Tesla zu Aurora Innovation gewechselt.
Tesla hatte erst kürzlich die “Version 2.0” seines Autopiloten vorgestellt. Seit dem Oktober 2016 werden alle gefertigten Model S und Model X Fahrzeuge mit einem erweiterten Paket aus Kameras und Sensoren ausgestattet, die mittel- bis langfristig einen vollautonomen Betrieb der Autos ermöglichen sollen. Die dem System zugrundeliegende Software spielt dabei eine entscheidende Rolle. Am vergangenen Wochenende hatten die Kalifornier begonnen, das Programm OTA auszuspielen, die Verkehrstauglichkeit soll nun von den Autos im öffentlichen Straßenverkehr getestet werden.
“Tesla’s meritless lawsuit reveals both a startling paranoia and an unhealthy fear of competition. This abuse of the legal system is a malicious attempt to stifle a competitor and destroy personal reputations. Aurora looks forward to disproving these false allegations in court and to building a successful self-driving business.”
Die Vorwürfe – sofern sie stimmen sollten – zeigen, wie viel Dampf momentan in dieser Technologie auf dem Kessel ist. Weltweit liefern sich eine ganze Reihe von Start-Ups ein Wettrennen um die schnellste und beste Entwicklung. Zudem mischen eine ganze Reihe von Investoren, etablierte Autohersteller, Zulieferer, Universitäten und Forschungseinrichtungen mit.
Tesla sieht sich bei autonomen Autos als Technologieführer und geht in der Klageschrift davon aus, dass der Vorsprung des Unternehmens andere Akteure massiv unter Druck setze. In einer ersten Reaktion auf die Klageschrift wies Aurora alle Vorwürfe zurück und drehte den Spieß um: die Klage zeuge von “erschreckender Paranoia und einer ungesunder Angst vor Konkurrenz”. Tesla “missbrauche das Rechtssystem” und scheue dabei nicht, die “persönliche Reputation” von Menschen zu zerstören.
via theverge.com