Mit Jon Wagner verliert Tesla seinen Chefentwickler für die Akku-Produktion. Der bisherige Teamleiter für das Design der Powerwalls und der Batteriepacks im Model S, Model X und Model 3 verlässt das Unternehmen und gründet offenbar sein eigenes Unternehmen. In den vergangenen Monaten hatten bereits andere leitende Manager und Ingenieure Tesla aus unterschiedlichen Gründen verlassen.
Jon Wagner war nach eigenen Angaben der amtierende Interim Director für die Batteriefertigung, das Body Engineering und die computergesteuerte Produktion. In einigen dieser Bereichen war es in den zurückliegenden Monaten zu enormen Problemen gekommen, welche die Ursache für die aktuellen Produktionsverzögerungen beim Model 3 sein sollen.
Während Tesla in einer offiziellen Investorenmitteilung mitteilte, dass man die Probleme bei den in Kooperation mit Panasonic gefertigten Akkus mittlerweile identifiziert und in den Griff bekommen habe, berichten Insider von weitaus größeren Problemen. So sollen Missverständnisse und Unstimmigkeiten innerhalb Teslas dafür verantwortlich sein, dass wichtige Produktionslinien bis heute nicht für die Serienfertigung vorbereitet sind.
Wie lange Jon Wagner seinen Abgang nach 4 Jahren bei Tesla bereits vorbereite und inwieweit es einen direkten Zusammenhang mit den aktuellen Produktionsproblemen gibt, ist noch unklar. Tesla hat auf bisherige Anfragen nicht reagiert, das von Wagner offenbar im Oktober gegründete Startup ist noch nicht offiziell an die Öffentlichkeit getreten. Wagner war der Nachfolger von Kurt Kelty, der Tesla nach 11 Jahren im August verlassen hatte. Zwischenzeitlich räumte auch der Finanz-Chef Jason Wheeler seinen Platz.
Tesla hatte weitaus weniger Exemplare des Model 3 fertigen können und musste nach langem Zögern eingestehen, dass voraussichtlich frühestens Ende März 2018 eine signifikante Zahl von Fahrzeugen produziert werden kann. Ein im Juli veranstaltetes Event entpuppte sich damit als reine PR-Show, der damals verkündete Beginn der Serienfertigung war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht möglich. Eine Reihe von Kunden, Analysten und Investoren reagierten verärgert, der Kurs der Aktie gab zeitweilig nach.
Die Financial Times berichtet unterdessen, dass Sitze, Displays oder andere Teile im Innenraum des Model 3 von Händlern vor Ort eingebaut werden sollen. Damit wolle man die momentan überlastete Produktion im Werk in Freemont entlasten. Kritiker bemängeln, dass damit völlig unklar sei, wer in diesem Fall für das Risiko hafte und dass es mit diesem Prozedere keine fahrzeugbezogene Sicherheits- oder Qualitätsüberprüfungen gebe.
Zudem gibt es Unklarheiten über die seit kurzem gefertigten 2170er-Zellen, die sich im Tesla Model 3 befinden sollen. Während Elon Musk die “weltweit beste Energiedichte” der Zellen besonders hervorhob, werfen ein paar Vergleiche mit den zuvor gefertigten Zellen ein paar elementare Fragen über deren tatsächliche Leistung auf.
In den zurückliegenden Monaten war zudem bekannt geworden, dass mehrere Chef-Entwickler des “Autopiloten” das Unternehmen verlassen hatten, nachdem sie Elon Musk eine irreführende Kommunikation über die Fähigkeiten des Systems vorgeworfen hatten.