Der US-amerikanische Autobauer Tesla hat seine ambitionierten Ziele für das zurückliegende Jahr erneut verfehlt, wenn auch nur knapp. Die Produktion im vierten Quartal konnte im Vergleich zum Vorjahr zwar um beeindruckende 27% gesteigert werden, aber absolut gesehen reichte das nicht zur Erreichung der ursprünglich prognostizierten Stückzahlen. Damit setzt Tesla eine unrühmliche Serie von verfehlten Prognosen fort und muss erneut um das Vertrauen der Investoren bangen.
Vielleicht sogar 90.000, aber mindestens 80.000 Fahrzeuge vom Typ Model S und Model X wollte Tesla im Jahr 2016 eigentlich absetzen, am Ende langte es für 76.230 Wagen (95,28%). Zuvor hatte der Unternehmensgründer Elon Musk einen Appell an seine Mitarbeiter gerichtet und ihnen für das Schlussquartal alles abgefordert, zudem qualifiziert sich die Einstiegsvariante der “Luxuslimousine” nun für die staatliche Förderprämie in Deutschland.
Der Grund für die Verfehlung der Ziele soll die Umrüstung der Fahrzeuge sein, die seit einigen Wochen mit den neuen Komponenten für den “Autopilot 2.0” ausgestattet werden. Offenbar hat Tesla den dabei entstehenden Aufwand unterschätzt oder ist auf unerwartete Probleme gestoßen. Irgendwie stößt man in Kalifornien immer wieder an die Grenzen, die “alten Hasen” in der Automobilproduktion längst bekannt sind.
Im Vergleich zum letzten Quartal sank der Absatz von 24.500 Fahrzeugen auf 22.200 Fahrzeuge, ein Rückgang von rund 10%. Analysten und Investoren reagieren regelmäßig nervös, wenn Tesla mal wieder seine Prognosen verfehlt, zumal die langfristigen Vorhersagen weitaus hochtrabender sind. Bereits 2018 will das Unternehmen in [Freemont und] der dazu errichteten Gigafactory rund 500.000 Fahrzeuge fertigen, also eine Versechsfachung der Produktion bewältigen. Spätestens 2020 sollen sogar 1 Million Autos das Werk verlassen, sofern die Erwartungen an das zwischenzeitlich erscheinende Model 3 zutreffen.
Das geschwundene Vertrauen spiegelt sich auch im ohnehin sehr volatilen Aktienkurs wider, vom ehemaligen Höchststand von 261 Euro im Sommer 2015 ist die Aktie noch weit entfernt. Offen bleibt zudem, ob Tesla im abgelaufenen Jahr schwarze Zahlen schreiben wird, die produzierten Autos also tatsächlich einen Gewinn erwirtschaften. Das Unternehmen muss immer wieder große Investitionen tätigen, z.B. für die Einrichtung und Umrüstung neuer Produktionslinien. Im dritten Quartal hatte sich Tesla mit einem buchhalterischen Kniff zum publicity-trächtigen Quartalsgewinn getrickst, was bei einigen Branchenbeobachtern nicht sonderlich gut ankam.
Über mangelndes Interesse oder ausbleibende Bestellungen kann sich Tesla unterdessen nicht beklagen. Im Vergleich zum vorherigen Quartal stiegen die Order für den Elektro-SUV “Model X” und die Limousine “Model S” summiert um 24%, im Vergleich zum gesamten Vorjahr sogar um 52%. Tesla profitiert immer noch enorm von de facto kaum existierenden Alternativen in diesem Marktsegment und kann sich der Loyalität seiner Kunden zudem sehr sicher sein. Auch die zwischenzeitlichen Diskussionen um den (nun überarbeiteten) “Autopilot” und Berichte über die Unzuverlässigkeit der Fahrzeuge treffen Tesla offenbar kaum.
Aus Gründen: ein bisschen Hintergrundwissen zu den 🔋 ⚡ 🔌 Akkus von Tesla, im Unterschied zu denen im i3 von BMW…
Posted by Mobilegeeks Deutschland on Dienstag, 3. Januar 2017
Spannend wird in jedem Fall, wie Tesla in den kommenden drei Jahren mit der wachsenden Konkurrenz zurechtkommen wird. Fast alle großen Automobilhersteller haben in den zurückliegenden Monaten ihre kurzfristigen Strategien für Elektrofahrzeuge vorgestellt und könnten dem Unternehmen modellübergreifend damit erhebliche Konkurrenz machen. Auch bei Teslas zweitem Mehr-oder-Weniger-USP, dem Autopiloten, bilden sich momentan mächtige Allianzen.
Für das erste Quartal 2017 hat Tesla unterdessen bereits 6.450 Fahrzeuge “safe”, diese sollen sich schon im Zulauf zum Kunden befinden und dann gebucht werden. Wären diese Fahrzeuge rechtzeitig ausgeliefert worden, hätten die Kalifornier eine Punktlandung hingelegt.
Via tesla.com