Ein neuer Report des Beratungsunternehmens Navigant listet die momentan führenden Akteure bei der Entwicklung autonomer Autos auf. Für Branchenkenner bestätigt die Analyse weitestgehend das, was sich bei einem Blick auf die Entwicklungen der letzten Monate angedeutet hat. Für Laien, die sich nur oberflächlich mit der Thematik beschäftigen dürften die Liste der Unternehmen aber einige Überraschungen bereithalten.
Die Experten sehen momentan General Motors und Waymo als klare Branchenführer. GM hatte erst vor wenigen Tagen verkündet, dass man bei der zuständigen Verkehrsbehörde NHTSA einen Antrag auf die Zulassung einer Fahrzeugflotte gestellt habe, deren Autos ohne Lenkräder und ohne Pedale produziert werden. Waymo wiederum führt bei der den Systemen zugrundeliegenden Software und vermutlich auch bei der Datenbasis. Allerdings hat die Google-Tochter trotz der bereits weit fortgeschrittenen Entwicklung bisher noch keinen Automobilhersteller davon überzeugen können, eine exklusive Partnerschaft für den Bau autonomer Fahrzeuge einzugehen.
Auf dem dritten Platz des Rankings befindet sich die Kooperation zwischen Daimler und Bosch. Der deutsche Automobilzulieferer hatte in den vergangenen Jahren enorme Summen in die Forschung und Entwicklung investiert und entsprechende Personalkapazitäten aufgebaut. Zudem profitiert man offenbar von den guten Beziehungen zu einigen Automobilherstellern und kann sowohl die Software als auch die Hardware – und hier insbesondere die Sensoren – ausgiebig testen. Erst kürzlich hatte Bosch verkündet, dass man eine Kooperation mit Nvidia eingehe und bei HERE Technologies einsteige.
Beim viertplatzierten US-Autohersteller Ford lautet die offizielle Ansage, dass man auf ausgewählten Märkten bis 2021 vollautonome Autos anbieten will. Die Strategie sieht vor, dass man hierzu parallel eine sogenannte Transportation Mobility Cloud (TMC) entwickelt, in der Fahrzeuge neben Verkehrsleitsystemen, Ampeln und anderen “Beteiligten” ihre Daten austauschen.
Auf Platz 5 und 6 folgen mit Volkswagen und der Kooperation zwischen BMW, Intel und FCA zwei weitere deutsche Hersteller. Die Wolfsburger hatten auf der diesjährigen CES bekanntgegeben, dass man zukünftig mit Aurora kooperiere und bereits im Jahresverlauf den Ride-Sharing-Service MOIA testen werde. Die Münchner hingegen sind zusammen mit Intel ebenfalls an HERE Technologies beteiligt und setzen wie alle dort vertretenen Unternehmen mittelfristig auf die Vehicle-to-Vehicle Kommunikation und eine herstellerübergreifende Automotive Cloud.
Top 10: Entwicklung autonomer Autos
- General Motors
- Waymo
- Daimler-Bosch
- Ford
- Volkswagen Group
- BMW-Intel-FCA
- Aptiv
- Renault-Nissan Alliance
- Volvo-Autoliv-Ericsson-Zenuity
- PSA
Wer den selbsternannten oder von Teilen der Öffentlichkeit so wahrgenommenen Markt- und Technologieführer Tesla in den Top 10 sucht wird enttäuscht. Tatsächlich platzieren die Experten von Navigant die Kalifornier neben Apple auf dem letzten Platz. Bereits zuvor gab es immer wieder Hinweise, dass Tesla die Trennung vom ehemaligen Partner Mobileye noch lange nicht überwunden hat und dass der Abgang mehrerer Chef-Ingenieure die Entwicklung weit zurückgeworfen hatte. Eine für das vergangene Jahr angekündigte vollautonome Fahrt quer durch die USA fand bisher nicht statt und an der Aussagekraft eines zwischenzeitlich veröffentlichten Videos (siehe unten) tauchten erhebliche Zweifel auf.
Eine besondere Herausforderung für die Akzeptanz autonomer Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr wird nicht nur die Entwicklung der Hard- und Software sein. Viele Experten sehen in einigen Ländern noch hohe juristische Hürden und eine Reihe von offenen gesellschaftlichen Fragen.