TikTok sagt euch was? Oder musical.ly, welches mittlerweile längst in TikTok aufgegangen ist? Bei über 500 Millionen aktiven Nutzern weltweit (TikTok heißt die App außerhalb Chinas, dort selbst heißt sie Douyin) ist dem Unternehmen Bytedance zweifellos ein Hit gelungen, bei dem man davon ausgehen kann, dass mehr und mehr Menschen wissen, worum es sich hier handelt.
Falls ihr keinen Schimmer habt, was TikTok sein soll, hier eine kurze Erklärung, mit was wir es zu tun haben: Zunächst einmal ist es eine Video-Plattform, die ausschließlich auf mobilen Devices genutzt werden kann. Ihr könnt kurze Clips erstellen (extern oder direkt in der App), direkt bei TikTok oder auch auf anderen Plattformen teilen und ihr könnt auch Follower sammeln bzw. anderen Nutzern folgen.
Der Fokus liegt bislang hauptsächlich auf kurzen Musik-Clips, bei denen ihr lediglich die Lippen zu den Songs bewegt oder auch zu einer Nummer tanzt. Längst aber gibt es deutlich davon abweichende Broadcasting-Inhalte und Comedy-Inhalte, auch Live-Videos sind machbar. Ihr könnt Videos liken, könnt sie öffentlich als auch privat verschicken und natürlich auch die Clips von anderen kommentieren.
Klingt alles sehr simpel und rudimentär und grundsätzlich ist es das auch. Aufpeppen könnt ihr die Videos durch zahlreiche Effekte, außerdem startet TikTok zahlreiche Challenges, auf die sich die TikTok-Community immer gierig stürzt. Gerade besonders junge Menschen nutzen TikTok und das ist natürlich bei einer chinesischen App, die für ihren Datenhunger bekannt ist, absolut nicht zu unterschätzen.
Wenn ihr euch anmeldet, möchte TikTok einiges an Informationen von euch haben, zum Beispiel neben eurem Namen (Nutzername als auch Vor- und Nachname) auch eure Mail-Adresse, ein Profilbild, die Telefonnummer und verschiedene biographische Infos. In den USA ging es TikTok wegen dieses Datenhungers jetzt erst einmal empfindlich an den Kragen: Dort wurde nämlich eine Strafe in Höhe von etwa 5,7 Millionen US-Dollar verhängt.
Der Grund dafür: Die Verletzung von Jugendschutzauflagen! In den USA müssen sich Apps wie TikTok nämlich bei Usern, die jünger als 13 sind, das Einverständnis der Eltern einholen. TikTok hat das kurzerhand mal „vergessen“. Das klingt ungewöhnlich für eine App, die gerade bei besonders jungen Leuten sehr angesagt ist, so dass man versucht ist, den Machern Absicht zu unterstellen.
Jetzt gab es also diese Millionenstrafe in Höhe von umgerechnet fünf Millionen Euro — die bislang höchste Strafe, die jemals von der US-Verbraucherschutzbehörde FTC bei so einer Verletzung der Gesetze zum Schutz der Privatsphäre von Kindern und Jugendlichen verhängt wurde. Zudem erklärte man sich damit einverstanden, alle beanstandeten Daten zu löschen, die ohne diese Einverständniserklärung erhoben wurden von den Kids.
Ob die Nummer damit durch ist? Schließlich können sich die Kids jetzt allesamt wieder neu anmelden. Bytedance will aber eine weitere App an den Start bringen, die dann die Rechte der Menschen, die jünger als 13 Jahre sind, in den Vordergrund rücken und entsprechend berücksichtigen. Damit wäre dann eine Baustelle von TikTok unter Kontrolle, aber es gibt an der beliebten App deutlich mehr zu beanstanden.
Zunächst einmal wissen wir allesamt nicht, wo die Daten in China landen. Wie ihr wisst, wird in dem Land eifrig zensiert und damit man bestimmte Inhalte zensieren kann, müssen die Macher natürlich auch Zugriff haben bzw. die richtigen Instrumente einsetzen, um Beanstandenswertes zuverlässig zu entfernen. Hier wird noch zu klären sein, wie TikTok genau arbeitet, um nicht-gewünschte Inhalte zu filtern.
Außerdem steht zu befürchten, dass eine Plattform, auf der sehr viele junge Menschen ihre eigenen Inhalte hochladen, Cyber-Mobbing ziemlich chancenlos ausgeliefert sind. Die Hasskommentare häufen sich mittlerweile auch auf TikTok, zudem ist die Rede davon, dass auch pornographisches Material geteilt worden sein soll.
Auch die Musiker, deren Songs dort genutzt werden, sind nicht wirklich glücklich mit TikTok. Es gibt zwar eine offizielle Lizenzierung, so dass die offiziell angebotenen Tracks auch tatsächlich von allen Usern genutzt werden dürfen und die Künstler mit einem — zugegebenermaßen geringen Betrag — entlohnt werden. Allerdings können die Nutzer auch eigene Sound-Files hochladen und so landen dann auch vielfach Songs auf TikTok, bei denen die eigentlichen Rechteinhaber keinen müden Cent sehen.
All das wird eure Kids nicht davon abhalten, TikTok weiterhin begeistert zu nutzen und sich als kleiner Pop-Star im Netz zu präsentieren. Ihr solltet all diese Infos aber im Hinterkopf behalten, wenn ihr das nächste mal seht, dass eure Kurze im Kinderzimmer als kleine Nicki Minaj oder ähnliches vor dem Smartphone posiert und lippensynchron zu einem dieser Hits performt.
Mittlerweile sucht das Unternehmen hinter TikTok übrigens auch nach Mitarbeitern für ein Büro in Berlin. Spätestens dann sind wieder deutsche Behörden gefordert um dafür zu sorgen, dass TikTok nicht nur massig viele deutsche Nutzer begeistert, sondern sich auch bezüglich der verwendeten Daten an geltendes Recht in Deutschland hält.
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