Denken wir über große Auto-Nationen nach, fällt uns zu allererst erst mal ganz bescheiden unser eigenes Land ein. Wir schauen natürlich nach Asien, in die USA und auch in europäische Länder. Wo man aber nie hinschaute, zumindest bislang: In die Türkei! Dort sehnt man sich seit Jahrzehnten danach, dass man nicht nur anderer Hersteller Karren zusammenschrauben darf, sondern auch ein ganz eigenes, in der Türkei entwickeltes und produziertes Auto auf die Straßen bringt.
Bislang war diesbezüglich schwer tote Hose, aber jetzt, in Zeiten der Elektromobilität, möchte die Türkei dann doch mitmischen. Angekündigt hat man das bereits vor zwei Jahren, aber das muss ja erst mal noch nichts heißen. Jetzt allerdings ist man einen gehörigen Schritt weiter und hat ein Konsortium vorgestellt, welches unter dem Namen TOGG (Türkiye’nin Otomobili Girişim Grubu) fünf große türkische Unternehmen unter einem Dach vereint, die genau mit diesem Ziel angetreten sind: Eben ein elektrisch angetriebenes Auto “Made in Turkye” auf die Straßen zu bringen.
Wie weit diese Idee gediehen ist, konnte man heute in der Türkei sehen, als nämlich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich zugegen war, als das Fahrzeug erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert werden konnte. Nächstes Jahr wird das Konsortium den Namen des Fahrzeugs bekanntgeben, dann wird an der Ägäis in Bursa 2021 die Fabrik fertiggestellt werden und 2022 sollen dann die ersten Autos von “TOGG” vom Band laufen.
Yeni Lige yolculuğum başladı…
Teşekkürler Türkiyem!#YeniLigeYolculuk#TOGGhttps://t.co/JKIdgmkU8Y pic.twitter.com/bCa1dtfo8Z— Türkiye’nin Otomobili (@TOGG2022) December 27, 2019
Im Konsortium befinden sich zwei Unternehmen, die zumindest schon die nötige Erfahrung im Fahrzeugbau mitbringen: So hat Anadolu Grubu viele Jahre lang in Kooperation mit Isuzu Motors Lieferwagen und Lkws produziert, BMC hingegen stellt Nutzfahrzeuge her. Weiter sind noch die Kiraca Holding, Turkcell und Zorlu mit von der Partie.
Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt in diesem Projekt die türkische Regierung. 3,4 Milliarden Euro will man in den nächsten Jahren in dieses Unterfangen pumpen, außerdem den beteiligten Unternehmen entgegenkommen, zum Beispiel durch Steuernachlässe. 175.000 Autos sollen jährlich vom Band laufen und es werden 4.300 Arbeitsplätze geschaffen.
Dass das für Erdogan spannend ist, liegt auf der Hand: Er möchte der Welt, aber auch seinem Volk zeigen, was für ein mächtiger Wirtschaftsstandort die Türkei ist, also lässt man mal flott seinen ganz eigenen Tesla-Konkurrenten produzieren.
Bislang wurde viel angekündigt und es bleibt selbstverständlich abzuwarten, was dann tatsächlich realisiert wird. Es wurde bei der Vorstellung mit allen denkbaren Buzz-Wörtern hantiert. Man möchte ein Smart Car bauen mit herausragender Software, hinterm Steuer sollen Augmented Reality und ein holographischer Assistent zum Einsatz kommen und zudem ist das TOGG-Auto bereit für autonomes Fahren der Stufe 3 und darüber. Zumindest möchte man, spätestens wenn 5G breiter verfügbar ist, entsprechende Updates implementieren und dann auch Schritt für Schritt die TOGG-Fahrzeuge zu voll autonomen Boliden ausbauen.
Wie gesagt: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt alles noch Zukunftsmusik, aber von den fünf geplanten Varianten wurden zwei nun bereits gezeigt — neben dem SUV auch eine Limousine. Das sieht zugegebenermaßen schon richtig nett aus, in Sachen Design muss sich das türkische Fahrzeug also schon mal sicher nicht verstecken. Unter der Haube findet sich — je nach Ausstattung — ein Heck- oder Allradantrieb und 400 PS wurden bei der Vorstellung in Aussicht gestellt.
Wir werden das mal schön im Auge behalten, was da künftig aus der Türkei zu erwarten sein wird. Ich bin immer skeptisch, wenn aus dem Stegreif und ohne viel Erfahrung Großes entstehen soll und der Ankündigung nach will man nicht irgendein E-Fahrzeug bauen, sondern eines, welches der Konkurrenz voraus ist. Aber schlecht reden möchte ich es vorab auch nicht und bin in der Tat gespannt, was da unter der TOGG-Flagge künftig auf uns zurauscht.
via Motor1