Mein lieber Schwan, was ist nur mit dem US-Präsidenten los? Gefühlt ist wirklich niemals Ruhe im Weißen Haus und trotzdem schafft es dieser Wahnsinnige, dass es jede Woche noch verrückter wird. Nach den unsäglichen Geschehnissen in Charlottesville hat Trump einen unglaublich deprimierenden Eiertanz hingelegt: Zunächst hat er es vermieden, klipp und klar die Nazis auch als solche zu benennen und gab den linken Demonstranten eine Mitschuld an den Ereignissen, die sogar ein Todesopfer forderten.
Dann gab es — viel zu spät — die vom Volk erwartete Erklärung, in der er sich deutlich gegen die rechte Gewalt aussprach, nur um einen Tag später wieder umzukippen und sich noch wirscher zu den Geschehnissen zu äußern.
Ein ganzes Land — vermutlich abgesehen vom Ku-Klux-Klan und anderen rechten Gruppierungen — befindet sich angesichts der jüngsten Pressekonferenz des Präsidenten in Schockstarre und das schließt auch viele republikanische Politiker mit ein. In der Wirtschaft sieht das ganz ähnlich aus und so verwundert es nicht, dass immer weniger erfolgreiche CEOs Lust verspürten, in den Beratergremien der Regierung zu sitzen.
Der damalige Uber-CEO Kalanick verließ den Industrierat bereits nachdem erstmals ein Einreisestopp für Muslime durchgesetzt werden sollte, Disney-Chef Iger und Tesla-Mastermind Musk folgten, nachdem die USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen sind bzw. den Ausstieg ankündigten.
Jetzt folgte angesichts der halbherzigen Äußerungen zu den aktuellen Geschehnissen in Charlottesville gleich der Rücktritt dreier Wirtschaftsbosse, darunter auch der von Intel-Chef Brian Krzanich. Trump ist nicht gerade dafür bekannt, dass er Fehler einsieht und stattdessen teilte er lieber nochmal über Twitter aus: Für jeden CEO, der von Bord geht, gäbe es massig Chefs, die nachrücken könnten.
For every CEO that drops out of the Manufacturing Council, I have many to take their place. Grandstanders should not have gone on. JOBS!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 15, 2017
Einen Tag später, nachdem er mit einer einzigen Äußerung via Twitter Amazon Milliarden kostete und gleichzeitig sein Vorgänger Obama sich über einen absoluten Like-Rekord für seinen Tweet freuen durfte (ein Nelson-Mandela-Zitat mit einem klaren Statement gegen Hass), zündete Trump dann die nächste Bombe:
Rather than putting pressure on the businesspeople of the Manufacturing Council & Strategy & Policy Forum, I am ending both. Thank you all!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 16, 2017
Er hat also sowohl das „Manufacturing Council“ als auch das „Strategy & Policy Forum“ kurzerhand einfach aufgelöst — beide Gremien, in denen sich bis dato zahlreiche Bosse aus der Industrie tummelten. Nachdem schon verschiedene Chefs den Industrierat verlassen haben, gab es jüngst Gerüchte, dass das Strategie- und Politikforum von sich aus geschlossen zurücktreten wolle.
Trump kam dem jetzt also schlicht zuvor und tat das, was er scheinbar am besten kann: Leute feuern! Die Reaktionen darauf ließen selbstverständlich nicht lange auf sich warten, denn so ein Manöver, bei dem man ein Gremium auflöst, aus dem eh einer nach dem anderen verschwindet, sieht nicht so besonders super aus. In der folgenden Liste, die via Twitter die Runde macht, seht ihr, welche CEOs bereits von sich aus den Hut genommen haben:
Wirklichen Einfluss hatten diese Gremien sowieso nicht. Wie so vieles, was Trump anzettelt, sollte auch das nur wieder dazu dienen, ihn spitze aussehen zu lassen. In diesem Fall sollte demonstriert werden, wie nah er der Wirtschaft steht — mit dem nun bekannten Resultat.
Seit dieser Mann sein Amt antrat, ist kein einziger Tag vergangen, an dem man nicht wieder Angst haben musste, was ihm nun wieder einfällt. Seine jüngsten Äußerungen und das Verharmlosen von Rechtsradikalen und deren gewalttätigen Übergriffen sorgt nun dafür, dass die Luft nochmals enger wird für ihn. Immer mehr Republikaner stehen nicht mehr klar hinter ihrem Präsidenten, in der Wirtschaft und unter den Superstars in den USA wird eh schon längst klar gegen Trump Stimmung gemacht.
Selbst bei den Fox News, die Trump als Einzige sehr wohlgesonnen sind, fand man klare Worte. Ich hoffe immer noch darauf, dass dieser Spuk mit einem so offensichtlich unfähigen Mann an der Spitze dieser Nation nun bald sein Ende findet. Sollte Trump tatsächlich jetzt über Charlottesville stolpern, wäre das wohl das erste Beispiel der Geschichte, in der Rassismus mal für irgendwas gut war. Das hilft der Familie und den Freunden der verstorbenen Demonstrantin freilich gar nichts mehr, aber ein ganzes Land (und viele, viele Länder mehr) würden dennoch aufatmen, dessen bin ich mir sicher.
via TechCrunch