Auslöser der Geschichte um die Sperre einiger Dienste waren Fotos einer schief gelaufenen Befreiungsaktion, bei der brisanter Weise ausnahmslos unliebsame politische Gegner beteiligt waren – und umgekommen sind. Wer unter einer solchen Sperre mehr leiden müsste, bleibt aber erst einmal ungeklärt, denn die Amerikaner sind dem Wunsch nach Löschung der Bilder und Links zu diesen wohl direkt nach gekommen.
Erdo-Gun
Ja, mit der aktuellen türkischen Regierung ist nicht gut Kirschen essen, diesen Eindruck bekommen Außenstehende zur Zeit massiv vermittelt. 160 Webseiten zu sperren, inklusive dem riesigen Google sowie den ganzen sozialen Netzwerken, ist jedenfalls nicht lustig, zeugt aber von großer Angst. Und da kann man ja schon mal fragen: “warum eigentlich?”.
Sicher ist es angenehmer für Politiker, Richter und andere Entscheidungsträger, solche Dinge aus dem öffentlichen (oder dem eigenen?) Bewusstsein verdrängen zu können. Und sicher ist es auch angenehmer, keine sich selbst beschleunigenden Mob-Effekte á la Pegida im Land zu haben, aber ob solche Machtdemonstrationen nicht genau den gegenteiligen Effekt haben, weiß man vorher wohl nie. Dass der getötete Kiraz gar nicht von extrem Linken sondern eher von Rechten als Geisel gehalten wurde, die allesamt bei der Befreiungsaktion starben, spielt dann jedenfalls keine Rolle mehr.
Mehmet Selim Kiraz
Daher fragt sich immer, ob solch eine Aktion, Sperren, Löschen, Bedrohen eines großen Geschäftspartners, ein sinnvolles und intelligentes Vorgehen ist und ob es zum gewünschten Ziel führt. Denn hat man den Mob stattdessen umso stärker erstmal losgetreten (weil sich bestimmte Dinge im Netz ja eh nicht wirklich löschen lassen) und dann keine Handlungsalternative, wirds hässlich.
Googles Reaktion, die gewünschten Inhalte und Links heraus zu nehmen, war daher absolut richtig. Dennoch muss man sich offenbar nicht nur politisch um die Türkei sorgen, sondern auch auf zunehmende Wünsche nach Zensurmaßnahmen der Politik in vielen Ländern eingestellt sein.
Ein Blick nach England genügt.
Quelle: BBC