Im Jahr 2020 angekommen beobachten wir, dass der Micro-USB-Anschluss ein Auslaufmodell ist. 2009 brachte die EU-Kommission eine einheitliche Regel auf den Weg. Die war allerdings nicht gesetzlich vorgeschrieben, vielmehr gab es eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen. 2012 lief diese Verpflichtung wieder aus, aber bis dahin war es schon deutlich besser geworden, was das Durcheinander bei den Smartphone-Kabeln angeht.
Acht Jahre später sehen wir den Micro-USB-Anschluss hauptsächlich noch bei Powerbänken und anderem Zubehör, mehr und mehr deckt sich flächendeckend der USB-C-Anschluss durch. Okay, ein Hardware-Riese wehrt sich nach wie vor nach Leibeskräften und das ist wie damals schon: Natürlich, Apple!
Mittlerweile hat sich die EU-Kommission daran erinnert (bzw. wurde von EU-Abgeordneten erinnert), welche Pläne da noch in der Schublade liegen und erneut möchte man eine einheitliche Regelung erreichen. Es wird diesbezüglich zu einer Abstimmung kommen, einen Termin gibt es dafür aber nicht.
Für Apple wäre eine solche Regelung natürlich ein Fiasko. Das Unternehmen ist sehr glücklich mit seinem Lightinng-Anschluss und verdient sich dumm und dämlich mit Zubehör. Logisch also, dass man sich auch dieses mal gegen die EU-Pläne sperrt, die schlimmstenfalls bewirken könnten, dass auch Apple zähneknirschend zum USB-C-Anschluss wechseln muss.
USB-C findet auch im Apple-Kosmos statt, zumindest bei einigen Geräten — allerdings nur am Netzteil selbst, nicht am Device. Apple hat sich auch in Stellung gebracht, noch bevor in der EU abgestimmt werden kann, indem man auf eine selbst veranlasste Studie verweist, die Apple den Rücken stärkt.
Darin wird erklärt, dass eine einheitliche Regelung nicht notwendig wäre, da nicht von einem Marktversagen auszugehen ist, falls so eine Regelung ausbliebe. Neben Apples Lightning-Anschluss sind wie erwähnt noch Micro-USB und vor allem USB-Typ-C am Start und diese nur drei verschiedenen Standards wären dem Markt zuzutrauen, heißt es in der Studie.
In der Tat hat Apple ein paar schlüssige Argumente, unter anderem den Punkt Innovation. Hätte man sich damals darauf verständigt, dass nur ein Standard – Micro-USB – zulässig ist, wären wir vermutlich noch lange nicht so weit mit dem deutlich besseren USB-C-Anschluss und dessen Verbreitung.
Ich glaube, vor drei, vier Jahren wäre ich auch anderer Meinung gewesen, mittlerweile sehe ich das ein wenig differenzierter. Der Micro-USB-Anschluss wird bald aussterben und die verbleibenden zwei Anschlüsse sind weder eine Zumutung für die Nutzer, noch tragen sie zur Vermüllung bei. Im Gegenteil: Müsste Apple jetzt auf USB-C umstellen, gäbe es schlagartig einen Berg Müll durch unbrauchbar gewordene Lightning-Produkte. Außerdem wollen wir nicht vergessen, dass die Hersteller — angeblich auch Apple — mehr und mehr in Erwägung ziehen, komplett auf Anschlüsse zu verzichten und wir heute schon oftmals kabellos laden.
Die EU hat viele Jahre gewartet, um hier einen entscheidenden Schritt zu machen. Ich fürchte, das war ein bisschen zu lange und die Züge diesbezüglich sind abgefahren. Das sage ich nicht, weil ich Apple gerne seine Extrawürste gönne, sondern weil ich denke, dass der Nutzen einer solchen Regelung einfach nicht mehr so riesig wäre.