Die Frage, wie wir in Zukunft mobil sein werden, beschäftigt sehr viele Unternehmen. Ob es um die Frage der Antriebstechnik in Fahrzeugen geht oder um die Frage, ob und in welchem Umfang überhaupt noch Menschen and er Steuerung von Fahrzeugen beteiligt werden. Aber es hört natürlich nicht bei den Fragen rund um den motorisierten Individualverkehr auf, schließlich sind Autofahrer nicht alleine unterwegs und der eigene Wagen gerade in Städten nicht unbedingt die beste Wahl als Fortbewegungsmittel. Auf der anderen Seite sind natürlich die bisherigen ÖPNV-Systeme mit ihren Fahrplänen (bzw. unverbindlichen Abfahrtszeitempfehlungen) auch nicht der Weisheit letzter Schluß.
Ford und das MIT forschen nun im praktischen Betrieb an der Zukunft des innerstädtischen Verkehrs. Ein Uni-Campus bietet sich hier als große, aber noch relativ gut kontrollierte Testumgebung an. Teil dieses Projekts sind drei Elektro-Shuttles, die von den Studenten per Smartphone App gerufen werden können und mit denen sie sich zu ihrem gewünschten Ziel bringen lassen können. Das alleine ist es natürlich nicht.
Die Shuttles sind mit LiDAR-Sensoren und Kameras ausgestattet und „schauen“ sich sehr genau in ihrer Umgebung um. Ziel ist es, die auf diesem Weg gesammelten Daten mit weiteren Daten, wie zum Beispiel dem aktuellen Wetter und dem Vorlesungsplan, zu verknüpfen und dadurch genau vorhersagen zu können, wie sich der Verkehr durch Fußgänger entwickelt, wann und wo die Shuttles als nächstes gebraucht werden. Am Ende sollen die Erkenntnisse dann in Algorithmen einfließen, die auch für größere und weniger kontrollierte Umgebungen funktionieren, wie eben ganz Städte.

Es geht aber nicht nur darum den Fahrern der Shuttles vorab zu sagen, wo sie wohl als nächstes gerufen werden. Ein wichtiger Teil der Forschung beschäftigt sich auch mit den LiDAR-Sensoren. Diese Sensoren nutzen schwache Laser, um die eigene Position und Objekte in der Umgebung zu erfassen. Sie werden bereits heute eingesetzt und man kann davon ausgehen, dass die (teil-)autonomen Fahrzeuge der Zukunft nicht ohne auf die Straße gelassen werden.
Im Ford/MIT-Projekt soll auch untersucht werden, ob und wie weit man die Auflösung dieser Sensoren ohne Einschränkungen bei der Objekterkennung reduzieren kann. Sensoren mit niedrigerer Auflösung sind natürlich günstiger oder man verwendet weiter hochauflösende Sensoren, deren Genauigkeit dann aber entsprechend besser ist und es möglicherweise erlaubt auf zusätzliche Kameras zu verzichten.
Ford verspricht sich hier natürlich Verbesserungen für die eigenen autonomen Systeme und Fahrerassistenzsysteme. Los gehen soll es mit dem Shuttle-Service im September mit drei Shuttles auf dem Campus und einer Gruppe von Studenten. Die Fahrzeuge sind aber schon seit fünf Monaten auf dem Campus unterwegs, nicht als Shuttle, sondern zum Sammeln von Daten zu den Bewegungen der Fußgänger auf dem Campus. Mit diesen Daten als Basis sollten die Shuttles im Idealfall von Anfang an schon optimal über den Campus fahren und die Studenten mit Zugriff auf die App schnell einsammeln und zum Ziel bringen.
Und irgendwann werden die Busse mit ihren sturen Fahrplänen, die am Ende doch kaum eingehalten werden, durch kleinere, autonome Shuttles abgelöst, die uns auf Zuruf abholen und zum Ziel bringen. Das ist zumindest das Ziel nicht nur dieses Forschungsprojekts. Wer heute morgen ebenfalls mit dem ÖPNV unterwegs war und dort Menschen begegnete, die offenbar glauben, dass man bei Verwendung eines 72h-Deos 72 Stunden lang nicht duschen dürfe, der wird sich diese Zukunft des innerstädtischen ÖPNV auch sehr intensiv herbei wünschen ;)
Quelle: Ford, via Techcrunch, Fotos: Ford