Die deutsche Automobilindustrie befindet sich momentan in einer Art Umbruch. Die Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie haben Lieferketten teilweise kollabieren lassen und auch der Absatz von neuen Automobilen hat stark abgenommen. So zeigte eine Pressemeldung des Kraftfahrtbundesamtes, dass im August 2020 rund 251.000 Fahrzeuge neu zugelassen wurden. Das ist nach wie vor eine hohe Zahl, der Wert liegt aber im Vergleich zum August 2019 um 20 Prozent niedriger.
Hier spielen besonders viele Faktoren eine Rolle. Wie eingangs erwähnt, leistete die Coronavirus-Pandemie einen großen Beitrag, ein weiterer Grund ist aber sicherlich auch die mangelnde Innovation in Wolfsburg, Stuttgart, München und Co.. Hier dominieren nach wie vor Benziner und Dieselantriebe die Portfolios, vollständig elektrifizierte Modelle nehmen zwar zu, sind aber nach wie vor eine Seltenheit.

Das möchte in Zukunft der VW-Konzern ändern. Der Betriebsratsvorsitzende des Automobilherstellers – Bernd Osterloh – glaubt gar daran, dass man bis 2023 (oder früher) 1,5 Millionen Elektrofahrzeuge verkaufen wird. Dabei kommt natürlich mal wieder ein Vergleich zum amerikanischen Autobauer Tesla zum Einsatz, der bis zum Ende des letzten Jahres 690.000 Autos in seinen Werken zusammengebaut hat.
Auch hier sind die Ziele ziemlich hoch gesetzt. Tesla möchte bis Ende des Jahres 500.000 Model 3 und Model Y in Fremont bauen und auch in Berlin und Texas sollen in Zukunft 500.000 Einheiten vom Band rollen. Sind alle Projekte realisiert, kommt man der Marke von 2 Millionen Fahrzeugen pro Jahr immer näher.
Aber zurück zu Volkswagen. Um den Wandel zu mehr E-Mobilität zu vollziehen, hat man das komplette Werk Zwickau auf die Produktion von Elektrofahrzeugen umgestellt. Auch dem Werk Emden steht so ein Wandel bevor. Bis 2022 sollen auch hier E-Autos gebaut werden. Im Ausland werden Elektroautos in China und in Kürze auch im neuen Werk Chattanooga in Tennessee produziert.

Die Frage ist, ob VW nach den Skandalen der letzten Jahre einen solchen Wandel problemlos angehen kann und ob überhaupt der Markt mitspielt. Ich persönlich kenne neben den Käufern von E-Autos zwei Arten von Menschen: Diejenigen, die sich niemals ein batteriebetriebenes Fahrzeug kaufen würden und diejenigen, die gerne ein solches hätten, aber denen die Infrastruktur (Ladesäulen) komplett fehlt. Im Resultat wird dann auch meist ein Benziner angeschafft.
Sollte VW aber in den nächsten Jahren viele interessanten Modelle auf den Markt bringen, die gleichzeitig erschwinglich sind und der Markt würde sich vermehrt auf die E-Mobilität ausrichten, dann steht einer nachhaltigen Zukunft kaum noch etwas im Wege. Wenn man eines Tages auch sein Stammwerk umstellt, dann würden hier sogar 700.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band rollen. Voraussetzung ist natürlich auch, dass ausreichend Rohstoffe für die Fertigung von Batteriezellen zur Verfügung stehen.
via Electrek