Wenn ein chinesischer Staatsbürger im Rahmen des Sozialkreditsystems etwas tut, was die Behörden für “gut” befinden – zum Beispiel Rechnungen pünktlich bezahlen oder regelmäßig Blut spenden – kann sich sein Wert erhöhen. Umgekehrt, gibt es für schlechtes Verhalten Punktabzug. Dazu gehören Sachen wie, Kritik an der Regierung üben oder den Hund ohne Leine führen. Das System soll die Menschen in dem Land zu besseren Bürgern erziehen.
Viele Leute dürften die Macht des chinesischen Sozialkreditsystems erstaunlich finden. Eine neu veröffentlichte Untersuchung der FastCompany stellt nun jedoch fest, dass die Menschen in den USA bereits einem ähnlichen System unterliegen – es wird nur von privaten Unternehmen anstelle der Regierung durchgesetzt.

Bei einer Lebensversicherung können die Beiträge einer Person beispielsweise auf den Inhalt und Erfolg seiner Social Media Feeds gestützt werden. Ein Unternehmen namens PatronScan führt unterdessen eine Liste von “unerwünschten Kunden”, mit denen Bars und Restaurants bestimmte Besucher einschätzen und gegebenenfalls ausschließen können.
Und das ist nichts im Vergleich zu größeren Plattformen. Airbnb hat jetzt mehr als 6 Millionen Einträge, und ein Ban dieser Plattform hätte somit drastische Auswirkungen auf eine Person. Airbnb muss der gesperrten Person nicht mal einen Grund nennen und da das Unternehmen quasi eine Monopolstellung in ihrem Geschäftsgebiet innehält, dürfte es für die betroffene Person schwer werden, anderweitig Unterschlupf zu finden.
Genauso Uber und WhatsApp. Auch sie können Sperren gegen Nutzer aussprechen und schon ist man ratzfatz von der Bildfläche verschwunden. Das System betrifft ja nicht einmal die USA alleine, sondern mittlerweile fast die ganze Welt. Und der “beunruhigendste” Aspekt der Geschichte ist ja, dass für solche “Bestrafungen” eines Unternehmens keine offizielle Justiz zuständig ist. In ihrer Monopol-Stellung dürfen sich diese Unternehmen alles erlauben, den wir Nutzer sind viel zu abhängig von ihnen.
“Es ist ein alternatives Rechtssystem, in dem den Betroffenen ihrer Rechte beraubt werden. Wenn die aktuellen Trends anhalten, ist es möglich, dass in Zukunft eine Mehrheit der Vergehen nicht von Washington, D.C., sondern von den Unternehmen dieser Welt bestraft werden.” FastCompany
via: fastcompany