Der Generaldirektor der WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus hat am Donnerstag erklärt, dass der derzeitige weltweite Ausbruch von Corona „eine kontrollierbare Pandemie“ sei – wenn die nötigen Maßnahmen getroffen werden. Ein Statement, das Hoffnung aufkommen lässt. Gemeint hat Adhanom damit nicht nur politische Maßnahmen, sondern auch technische. Er sprach die Weltgemeinschaft an und bat darum, „zu erneuern und neue Techniken zu teilen, die Infektionen verhindern und die Auswirkungen des Ausbruchs zu verhindern“. Ein guter Anlass, sich noch einmal neuere technische Innovationen anzuschauen.
Schon vergangene Woche habe ich in einem Artikel über neue Technologien im Zusammenhang mit dem Corona-Virus berichtet. Der Artikel konzentrierte sich vorrangig aus Technologien, die aus China oder den USA stammen. Heute soll es dafür mehr um Länder gehen, die zwischen den beiden Weltmächten liegen.
Bei dieser Pandemie geht es vor allem um eins: Zeit! Denn vielerorts geht es nicht mehr nur um Eindämmung, sondern um Verzögerung. Die rasche Ausbreitung des Virus hat sich sowohl in China als auch in Italien als besonders tödlich erwiesen. Viele Menschen waren gleichzeitig schwer erkrankt und das Gesundheitssystem war darauf nicht vorbereitet. Allein die Diagnose kann bei einem Ansturm von Hunderten neuen Patienten Tage dauern.
Ein französisches Startup namens Fluigent hat ein neues Gerät namens Aria zur Diagnose von Flüssigkeiten entwickelt. Es führt automatisch Tests an einer Flüssigkeit aus, wobei schon geringe Mengen von 1µl zur Diagnose ausreichen. So kann ein Arzt mehrere Patienten diagnostizieren lassen und sich anderen Aufgaben widmen.
Ein spannendes Projekt aus der Schweiz stammt ebenfalls von einem Startup namens Calyps. Es hat eine KI entwickelt, die den Anlauf neuer Patienten für bestimmte Krankenhäuser vorhersagen können soll. Der Deep-Learning-Algorithmus wird dazu mit Daten von anderen Corona-Ausbrüchen, Daten vom jeweiligen Krankenhaus und mit Daten von anderen Viren-Infektionen gespeist. Mit mathematischen Modellen werden dann verschiedene Szenarien durchgespielt und mit Wahrscheinlichkeiten versehen.
Schon zu Beginn des Corona-Ausbruches hatte die Firma Blue-Dot ein paar Tage vor der WHO vor dem Ausbruch gewarnt. Anders als Calyps bezog Blue Dot die Daten für die KI aber aus Nachrichten im Internet. Es ist daher fraglich, wie praktikabel Calyps für die derzeitige Krise ist. Das System müsste von Krankenhäusern erst getestet und dann bedient werden, da die Daten teilweise vom Krankenhaus selbst stammen. Dafür müssten wiederum geschulte Arbeitskräfte abgestellt werden. Das wird nicht in allen Fällen und vermutlich nicht auf die Schnelle möglich sein.
Aus Israel kommt eine App namens Track Virus. In Israel macht das Gesundheitsministerium die Aufenthaltsorte von bestätigten infizierten Menschen anonym öffentlich. Dies ermöglicht es in der App darzustellen, ob man sich als Nutzer eventuell an einem Ort aufgehalten hat, an dem auch eine infizierte Person zur selben Zeit war. Die App funktioniert in Echtzeit und funktioniert daher erst ab dem Zeitpunkt, an dem man die App heruntergeladen hat. Die Daten der Nutzer werden nach Angaben der Entwickler nicht gespeichert.
Die App kann man zwar auch hierzulande herunterladen, doch sie funktioniert nur in Israel. In den meisten Ländern werden solche Daten nicht öffentlich gemacht und an vielen Orten dürfte die Situation schon so unübersichtlich sein, dass die Verlässlichkeit der App ohnehin fraglich wäre.