Auch Facebook hat seine Quartalszahlen vorgelegt und im Anschluss daran hat Mark Zuckerberg erneut was von Rede- und Meinungsfreiheit geschwurbelt, um damit zu rechtfertigen, dass Facebook auch künftig politische Anzeigen ohne Faktencheck zulassen wird. Wegen dieser Entscheidung, die es ermöglicht, dass Populisten wie US-Präsident Trump faktisch gelogene Aussagen verbreiten darf, wehte Zuckerberg in den letzten Tagen wieder ein eisiger Wind entgegen und auch wir haben ja kürzlich erzählt, was wir davon halten.
All das lasse ich jetzt nochmal Revue passieren, weil sich jetzt auch Twitter klar und deutlich zum Thema der politischen Werbung auf seiner Plattform zu Wort gemeldet hat. Der Unterschied zu Facebook: Twitter geht rigoros vor und nimmt komplett Abstand davon, politische Werbung weiter zuzulassen.
We’ve made the decision to stop all political advertising on Twitter globally. We believe political message reach should be earned, not bought. Why? A few reasons…?
— jack ??? (@jack) October 30, 2019
Jack Dorsey von Twitter erklärt auch die eindeutige Positionierung: Seiner Meinung nach sollen sich Politiker ihre Reichweite verdienen — und nicht erkaufen. In seinen weiteren Ausführungen klingt das auch sehr logisch, wenn er fragt, wie man denn auf der einen Seite glaubwürdig gegen irreführende Beiträge vorgehen möchte, diese dann aber auf der anderen Seite gegen Bezahlung zuließe.
Der Twitter-Boss erklärte zudem, dass man die neuen Regeln offiziell am 15. November vorstellen wird. Eine Woche später, ab dem 22. November, werden sie dann inkrafttreten. Zum Schluss seiner Ausführungen teilte Dorsey auch nochmal Richtung Facebook und Mark Zuckerberg aus, ohne die Plattform oder ihren Chef namentlich zu erwähnen:
Ein letzter Hinweis. Es geht hier nicht um die freie Meinungsäußerung. Hier geht es darum, für die Reichweite zu bezahlen. Und das Bezahlen für höhere Reichweite politischer Reden hat erhebliche Auswirkungen, auf die die heutige demokratische Infrastruktur möglicherweise nicht vorbereitet ist. Es lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten, um sich damit auseinanderzusetzen. Jack Dorsey, Twitter
Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen, wenn ihr mich fragt. Meinungsfreiheit wird ja faktisch nicht eingeschränkt, denn die Politiker dürfen ja immer noch sagen, was ihnen einfällt — nur halt nicht in bezahlter Werbung. Lieber Mark Zuckerberg: Bitte nochmal drüber nachdenken, eine Nacht drüber schlafen und dann bitte nachmachen. Gerade mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr sollte auch Facebook sich entschieden anders positionieren, als das aktuell der Fall ist!