Stephen Mallon ist Fotograf und ihn interessieren besonders die industriellen Bauten von Menschen. Während seiner Karriere konzentrierte er sich auf verschiedene Objekte – einmal war es die Prelude FLNG, die größte schwimmende Struktur, die je gebaut wurde; ein anderes Mal fotografierte er imposante Brücken in New York. Durch seine Bilder machte er sich einen Namen und wurde so bereits 2008 zu einem etwas ungewöhnlichen Programm hinzugezogen.
Dabei ging es um ausrangierte Bahnwaggons, die einen neuen Zweck erfüllen sollten. In jahrelanger Arbeit wurden über 2500 alte Wagen entkernt und im Atlantik vor den Küstenstaaten New Jersey, Delaware, Maryland, Virginia, Georgia und South Carolina versenkt. Fotograf Mallon folgte den ausgedienten Zügen auf ihrer letzten Reise und schoss dabei rund 6.000 Bilder über einen Zeitraum von 3 Jahren. Derzeit werden ein Bruchteil seiner Fotos im New York Transit Museum ausgestellt.
Seine Bilder zeigen, welche Auswirkungen so eine einfache Idee auf die Meere haben können. Die tausenden Bahnwaggons wurden nämlich zu künstlichen Riffen umfunktioniert und dienen nun als neuer Lebensraum für unzählige Fische und anderes Getier. Insgesamt umfasst das Riff nun fast 56 Tausend Kubikmeter. Das Projekt wurde bereits 2010 abgeschlossen, aber es dauert natürlich auch einige Zeit, bis sich solch ein Lebensraum ansiedelt.
Jedoch eignen sich wohl nicht alle Bahnwaggons für die Unterwasserwelt. Die „Redbird“-Modelle haben sich in tiefen Gewässern gut gehalten, etwa 90 Prozent von ihnen blieben nach 15 Jahren aufrecht stehen. Die „Brightliner“-Waggons hingegen brachen nach weniger als einem Jahr zusammen. Unabhängig davon haben die U-Bahn-Riffe die Aufmerksamkeit von Fischern und Tauchern auf sich gezogen.
„Die U-Bahn-Wagen waren schon immer einige meiner Lieblings-Tauchgänge vor South Carolina. Die Vielfalt der Fische ist dort hervorragend. Gelegentlich sehen wir Delfine oder Seeschildkröten die beim Schlafen in und unter den Waggons gefunden werden.“ Robert Martore, Koordinator für künstliche Riffe
Die Koordinaten für die künstlichen Riffe in South Carolina sind öffentlich zugänglich, so dass sie theoretisch jeder mit einem Boot besuchen kann. Für diejenigen, die es nicht schaffen, bieten Mallons großformatige Fotos einen intimen Einblick, wie Maschinen, die einst Menschen in der Stadt transportierten, als Zuhause für Meerestiere in der Natur neues Leben fanden.
via: atlasobscura