Der Cambridge-Analytica-Skandal auf Facebook dürfte allen noch präsent sein, oder? Damals hat nicht nur so ziemlich jedes Medium drüber berichtet, Facebook-Chef Mark Zuckerberg musste auch höchstpersönlich vor dem US-Kongress antreten und aussagen. Der eigentliche Skandal dabei ist für mich nach wie vor, wie lax Facebook mit unseren Daten umgeht. Das finde ich zumindest deutlich skandalöser, als dass man unsere öffentlichen Daten nutzen und in einen Kontext setzen kann. Wer sich für das Thema interessiert, dem sei unbedingt die Doku auf Netflix ans Herz gelegt.
Das erzähle ich euch deswegen nochmal alles, weil seitdem einige Monate ins Land gezogen sind. Monate, in denen Facebook Besserung gelobt hat und anscheinend seine Daten-Probleme immer noch nicht im Griff hat, wie jetzt ein Fall zeigt, bei dem es um die Facebook-Tochter Instagram geht.
Konkret geht es um das Unternehmen Hyp3r, das sich selbst wie folgt beschreibt:
HYP3R ist eine preisgekrönte standortbezogene Marketingplattform, die die Leistungsfähigkeit geosozialer Daten erschließt. Wir ermöglichen zukunftsorientierten Marketern, das Konsum- und Wettbewerbsverhalten vor Ort zu analysieren, Kunden auf begeisternde Weise zu binden und ein umsetzungsfähiges CRM aufzubauen, um hochwertige Kunden effizienter zu gewinnen.
Wenn man den Marketing-Sprech beiseite lässt, erkennt man zumindest, worum es dem Unternehmen primär geht. Standortbezogene Informationen zu sammeln und seinen Kunden aufzubereiten. Das ist natürlich grundsätzlich legal und in der Tat hat Hyp3r für seine Arbeit schon Preise kassiert. Die gesammelten Informationen nutzte das Unternehmen, um seinen Kunden gesammelte Instagram-Beiträge von ihren Standorten zu präsentieren. Außerdem war Hyp3r in der Lage, gezielt Nutzer anzusprechen, die sich an Konkurrenz-Locations aufhielten.
Jetzt allerdings ist eine Vorgehensweise des Unternehmens bekannt geworden, die Facebook so gar nicht gefällt und dazu führte, dass das Startup kurzerhand von der Plattform gekickt wurde. Was hat Hyp3r verbrochen? Im Grunde nichts anderes als das, was man immer macht: Daten sammeln.
Dazu hat man sich jedoch einer Lücke bedient, von der man dachte, dass es sie nach der Cambridge-Analytica-Nummer nicht mehr gäbe. Aber Facebook hat hier anscheinend erneut nachlässig gearbeitet. Es sollte Unternehmen also gar nicht mehr möglich sein, automatisiert nach öffentlichen Daten suchen zu können. Genau das hat Hyp3r aber getan und dabei Millionen Profilinformationen einkassiert, inklusive der Anzahl an Followern, Standortdaten und Inhalte aus Instagram-Stories.
Gerade letzteres ist prekär, denn wenn wir Stories auf Insta posten, wissen wir, dass sie nach 24 Stunden verschwunden sind. Für Hyp3r sind sie aber eben nicht verschwunden gewesen und waren somit kostbares Daten-Gold, über dass sich der Kundenkreis, zudem unter anderem Marriott gehört, sicher gefreut hat.
Egal, ob es Feier-Fotos aus Bars, Pool-Bilder oder sonst was waren: All das konnte Hyp3r für seine Kunden verwerten und das natürlich, ohne dass wir als Instagram-Nutzer nur einen blassen Schimmer hatten, dass das so immer noch möglich ist. Während wir nun wieder einmal über einen Datenskandal schimpfen, Facebook sofort Konsequenzen zieht und Hyp3r verbannt, ist sich das Startup selbst keiner Schuld bewusst. In einem Blog-Posting erklärt man:
Wir wurden zu Unrecht mit Cambridge Analytica verglichen und als ein Unternehmen bezeichnet, das die Privatsphäre von Menschen verletzt. Diese Aussagen sind grundsätzlich falsch. Die Verletzung der Privatsphäre bedeutet, dass wir private Informationen erhalten haben, was aber nie der Fall war.
Wir sind ein Unternehmen mit einem Herzen im Logo und als solches haben wir bei allem, was wir tun, einen „privacy first“-Ansatz verfolgt. Vom ersten Tag an haben wir uns dafür entschieden, nur Informationen zu zeigen, die von Menschen öffentlich zugänglich gemacht werden.
Weiter macht man in dem Blog-Artikel klar, dass man ausschließlich mit großen, seriösen Kunden zusammenarbeitet. Außerdem weist Hyp3r darauf hin, dass man die Probleme mit Facebook ausräumen möchte, indem man offen mit Facebook zusammenarbeitet und weiterhin Transparenz verspricht.
Mag sein, dass sich Facebook erneut darauf einlässt und Hyp3r bald wieder auf Instagram für seine Kunden da ist. Wir Nutzer hingegen fühlen uns lediglich ein weiteres mal vom Konzern Facebook verarscht, weil man all diesen Ankündigungen keine Taten folgen ließ. Ich staune jedenfalls, dass es dem Unternehmen nicht gelingt, solche Lücken langfristig zu schließen und das auch nicht viele Monate, nachdem man versprochen hat, mit Feuereifer dafür zu arbeiten, dass sich solche Skandale nicht wiederholen.
Quelle und Artikel-Bild: Business Insider