Im letzten Monat hat Facebook wieder einmal seine Quartalszahlen veröffentlicht. Dort konnten wir nicht nur erfahren, dass der blaue Riese sich der 1,5 Milliarden Nutzer-Marke nähert, man ließ uns auch wissen, dass jeden Tag unglaubliche vier Milliarden Videos auf Facebook abgespielt werden. Noch zu Jahresbeginn waren es “nur” drei Milliarden Aufrufe täglich.
Für Videos hat man bei Google die Video-Plattform schlechthin. YouTube! Selbst Facebook ist hier noch meilenweit entfernt, satte sieben Milliarden Video-Aufrufe sind es hier nämlich, bis zum Jahresende könnten es bereits acht sein. Aber dennoch sollte man den Konkurrenten im Auge behalten, da Facebook mehr und mehr aufholt.
Facebook: Wie kommen die hohen Zahlen zustande?
Wie kommt man auf so viele Aufrufe? YouTube ist die Video-Institution und Anlaufstelle für so ziemlich jedermann, wenn man online einen Clip sehen möchte. Facebook ist hingegen ein Social Network und die Videos sind lediglich eines von mehreren Features, um die Leute auf seine Seite zu holen bzw. sie dort zu halten. Dort wird ein wesentlicher Unterschied erkennbar: Viele Millionen Menschen gehen jeden Tag explizit bei YouTube vorbei, um bestimmte Videos sehen zu wollen – bei Facebook jedoch treibt man sich eh herum (zumindest 1,44 Milliarden von uns) und da nimmt man die Videos quasi im Vorbeigehen mit.
Wie Jannis von Netzfeuilleton.de jetzt mal nachgeprüft hat, tricksen Zuckerberg und seine Mannen aber wohl ein wenig, um diese Milliarden-Zahlen abliefern zu können. Der Schlüssel zum Erfolg könnte nämlich in den Videos liegen, die per Autoplay automatisch starten in eurem News Feed! Wenn ihr diese Funktion nicht in euren Video-Einstellungen auf Facebook deaktiviert habt, laufen die selbstständig an, wenn ihr durch euren Feed scrollt und sobald ein solches Video mehr als drei Sekunden läuft, wird es als “gespielt” betrachtet. Es ist also davon auszugehen, dass viele dieser Videos bei Facebook gar nicht wirklich geschaut, aber dennoch im Vorbei-Scrollen erfasst werden als Video-Aufruf.
Jannis hat sich dazu beispielsweise ein erfolgreiches Video mit einer Spieldauer von 1:25 Minuten vorgeknöpft und auf beiden Plattformen verglichen: Knapp 113.000 Aufrufe hat das Video auf Facebook zu verzeichnen – aber bereits bei Sekunde 30 waren es nur noch 24.000 Zuschauer und am Ende des Clips sind es sogar nur noch 9.600 Facebook-Nutzer, die den Clip betrachten bzw. 8,5 Prozent der 113.000 ursprünglichen vermeintlichen Zuseher.
Die Zahl derer, die aus freien Stücken auf “Play” gedrückt haben, deckt sich in etwa mit den YouTube-Zahlen – mit dem großen Unterschied, dass bei YouTube 73 Prozent der Zuschauer bis zum Ende dran geblieben sind. Schaut man aber auch bei Facebook auf diejenigen, die sich explizit zum Anschauen des Videos entschieden haben, ist die Absprung-Quote ähnlich gering wie bei Youtube.
Was lernen wir daraus? Erst einmal müssen wir natürlich berücksichtigen, dass ein Video oder auch eine Handvoll Videos nicht ausreichen, um das abschließend bewerten zu können (zumal die Art des Clips stets eine große Rolle bei der Verbreitung spielt), aber wir zumindest eine Tendenz erkennen können: Die Autoplay-Videos werden kaum bis zum Ende betrachtet. Will man es positiv sehen, dann hat Facebook durch das Autoplay über 1.000 Menschen dazu bewegen können, sich einen Clip bis zum Ende anzuschauen, den sie sonst vermutlich niemals angesteuert hätten. Außerdem hat YouTube überhaupt keine Chance gegen Facebook, was die Zahl der Shares angeht. 1.500 “Likes” stehen hier lediglich 34 Shares auf YouTube gegenüber.
Andererseits erkennen wir aber auch – und das ist vielleicht spannender – dass die hohen Aufrufzahlen zu großen Teilen zustande kommen, weil viele Autoplay-Videos einfach in der Timeline an uns vorbei brausen, ohne dass wir wirklich hinschauen. Facebook wird es egal sein, zumindest solange man mit den hohen Zahlen mehr und mehr Werbepartner anlocken kann. Ich würde mir wünschen, dass Facebook da künftig ein wenig anders vorgeht und Videos beispielsweise nur dann zählt, wenn man sie 15 Sekunden lang oder mehr betrachtet hat. Dass das nur ein frommer Wunsch bleiben wird, ist mir hingegen selbst klar.
Quelle und Bilder: Netzfeuilleton.de via Futurezone.at